Eine bestimmte Ernährung zu verfolgen kann dem Körper oft sehr gut tun. Auf einige Lebensmittel zu verzichten gibt uns das Gefühl, etwas richtig zu machen. Dabei sollte man nicht vergessen, dass bestimmte Diäten unserer Gesundheit und Wohlbefinden sogar schaden können. Wenn das Weglassen von Nahrung anfängt unser Leben zu bestimmen, sollte man sich vielleicht Fragen, ob es hier nur um die eigene Ernährung geht oder das Problem doch viel größer ist.
In letzter Zeit sieht man einen Ernährungstrend nach dem anderen. Wir kennen wohl alle mindestens eine Person in unserem Umfeld, die ihre Ernährung umgestellt hat. Egal ob Paleo, Raw, Vegan, Vegetarisch, Glutenfrei, Milchfrei, Zuckerfrei, Fettfrei, Low Carb, keine Kohlenhydrate oder nach Blutgruppe essen – Die Liste ist schier endlos.
Wie und was wir essen lernen wir in erster Linie von unseren Eltern. Zumindest war das früher so. Heute hingegen gehen wir viel bewusster mit unserem Körper und unserer Nahrung um. Unsere Ernährung richtet sich deshalb danach, wie wir aussehen und uns fühlen wollen. Auch unsere persönliche Ethik und unsere Gesundheit spielt eine Rolle. Wie es scheint, haben die meisten neuen Ernährungsweisen einen positiven Effekt auf uns, doch die Fixierung auf bestimmte Lebensmittel kann schnell zu einer Essstörung werden.
Früher hat man einfach das gegessen, was unsere Umgebung für uns bereitgestellt hat. Anders ausgedrückt: Einfach alles, was man uns vorsetzte. Menschen in den Bergen aßen Wild, Küstenbewohner ernährten sich von Fisch. Jetzt leben wir jedoch in einer Zeit des Überflusses. Wir haben die Wahl zwischen unzähligen Lebensmitteln und in der Regel haben wir auch Zugriff auf die exotischsten Zutaten, egal zu welcher Jahreszeit. Diese ständige Verfügbarkeit führte zu Völlerei und übermäßigem Genuss, aber auch zu neuen Diäten und eingeschränkten Essgewohnheiten. Kombinieren wir nun das mit neuen Essenstrends und dem gesellschaftlichen Bild von Schönheit und Körpern, entsteht ein fast nicht zu erreichendes Körperideal. Hier entstehen auch die klassischen Modediäten. Um möglichst schnell schöner und besser auszusehen, fallen viele Menschen auf diese Modediäten herein.
Natürlich ist unsere Ernährung ein großer Bestandteil unseres Lebens. Es repräsentiert wie wir aussehen und uns fühlen, selbst wie wir uns mit anderen identifizieren. Wir denken daran, wenn wir essen, also mindestens ein paar Mal am Tag. Bestimmte Ernährungsweisen erfordern sehr viel Disziplin und harte Arbeit, gleichzeitig gibt es uns das Gefühl etwas zu leisten und kann uns sogar erfüllen. Allein der psychologische Effekt kann unser Wohlbefinden stärken. Auf der anderen Seite kann ein Ausrutscher große Schuldgefühle auslösen. Diese Schuldgefühle sind wiederum im Einklang mit der Mentalität von Personen, die mit Essstörungen kämpfen, z.B. Adipositas, Anorexie oder Bulimie.
Eine Essstörung setzt sich aus verschiedenen psychologischen und emotionalen Verhaltensmustern zusammen, welche alle auf die Ernährung zurückzuführen sind. Sie allein reichen aus, um das persönliche Verhältnis zu Essen dauerhaft zu belasten. Das heißt nicht, dass jeder der eine bestimmte Ernährung verfolgt eine Essstörung hat, sondern dass der alleinige Aufwand seinem Ernährungsstil zu folgen größer ist, als das Essen selbst. Sobald dies eintritt, ist es nicht mehr ganz klar, ob man sich nur lebensmitteltechnisch einschränkt oder tatsächlich krank ist.
Manche Ernährungsweisen können so strikt sein, dass man sein Essen genau im voraus planen muss. Somit werden Partys und ähnliche soziale Veranstaltungen fast unmöglich – oder man erträgt sie zusammen mit einem schrecklichen Hungergefühl. Eine eingeschränkte Ernährung kann nachweislich Orthorexia auslösen. Laut Steven Bratman, der diesen Begriff erst einführte, bezeichnet Orthorexia als “emotional gestörte, selbst-strafende Beziehung zu Essen, bei der man immer weniger Lebensmittel als akzeptabel für den eigenen Körper wahrnimmt”.
Orthorexia gilt als ungesunde Obsession zu Essen. Eine Ernährung auszuwählen, die die eigene Gesundheit fördert ist sicherlich eine gute Entscheidung, wenn die Einschränkungen jedoch zu groß werden, sollte man noch einmal genau auswerten und beobachten, warum man diese Entscheidung getroffen hat. Wenn du ständig nur an Essen denkst, kann dies schon ein Anzeichen für Orthorexia sein.
Es ist wichtig zu wissen, wie Essen uns beeinflusst. Aber wenn unsere Ernährung unser Leben bestimmt, sollten wir die Hintergründe dafür untersuchen.
Stell dir dafür diese Fragen: • Verbindest du irgendein typisches Essverhalten von dir mit bestimmten Gefühlen und Emotionen? • Könntest du ohne Stress deine Ernährung umstellen? • Analysierst du jeden kleinen Happen den du zu dir nimmst? • Benutzt du Essen um mit bestimmten Situationen fertig zu werden?
Denke darüber nach, wie eingeschränkt oder kontrolliert deine Ernährung ist und erkenne dabei die Gründe dafür. Ist es mehr als nur eine persönliche Entscheidung? Bevor du deine Ernährung umstellst, recherchiere vorher die Vor- und Nachteile. Mach dir bewusst, welche Nährstoffe und Vitamine du weglassen würdest und schaue nach alternativen Quellen für sie. Vergiss nicht: Bei einer gesunden Ernährung geht es um Abwechslung, qualitativ hochwertige Produkte und dass du dich wohlfühlst, nicht um Einschränkungen.
Tags: Diät, Essen, Gesundheit
Alana Bonnenann ist ausgebildete (BSc Naturopathy) Ernährungswissenschaftlerin und Heilpraktikerin und derzeit Gesundheitsredakteurin beim Amazingy-Magazine. Alana versteht Essen als Medizin, auch die Hautgesundheit lässt sich durch Ernährung verbessern. Ihre Arbeit hat bereits viele zu einer gesunden und selbstbewussten Lebenseinstellung inspiriert.
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