Lass uns mal reden: Die Verdauung — ein kranker Darm kann der Ursprung deiner Hautprobleme sein

Die Idee, dass viele Hautprobleme tiefgründiger sind als nur die Hautoberfläche gewinnt derzeit an Popularität. Eines ist klar: es gibt eine Verbindung zwischen der Nahrung, die wir verzehren, unserer Verdauung und unserem Hautbild. Den Einfluss unserer Nahrung auf unsere Haut sehen wir schon bei Allergien: Essen wir etwas, auf das wir allergisch sind, bekommen wir einen Ausschlag, unser Gesicht schwillt an, oder es entstehen Ekzeme. Die tatsächliche Verbindung von Verdauungsproblemen wie Verstopfungen, Blähungen oder schlechtem Atem und Sodbrennen mit Hautproblemen wie Dermatitis, Akne und Rosazea sind beunruhigend. Das heißt nicht zwingend, dass jedes Hautproblem an Verdauungsbeschwerden festzumachen ist. Einen deutlichen und durch Studien bewiesenen Zusammenhang gibt es aber dennoch.

Wodurch entstehen
Magen-Darm-Beschwerden?


Verdauungsbeschwerden können unter anderem vom Gebrauch (und Missbrauch!) von Antibiotika und anderen Medikamenten ausgelöst werden, oder etwa durch schlechte Ernährung, wiederkehrende Infekte und Stress. Ist der Verdauungstrakt erstmal am kämpfen, können wichtige Nährstoffe aus dem Essen nicht mehr absorbiert werden. Trotzdem fällt es vielen schwer, Verdauungsbeschwerden festzumachen oder diese als Ursache für Hautprobleme zu akzeptieren. Schließlich gibt es nicht immer offensichtliche Symptome.

Deutliche Anzeichen für Ungleichgewicht im Verdauungstrakt:

Diese Anzeichen deuten auf ein Ungleichgewicht in der Darmflora hin, welches auf lange Sicht zu Entzündungen führen kann und auch an äußerlich in schwer zu behandelnden, hartnäckigen Hautproblemen sichtbar werden kann. Auch die Kollagenproduktion kann dadurch gestört werden – das führt zu Falten und schlaffer Haut. Wird der Ursprung des Problems nicht behandelt, reichen symptomlindernde Behandlungen oft nicht aus.

Der Zusammenhang zwischen dem Gehirn,
der Haut und dem Darm



Dazu kommt, dass auch unsere Gefühlswelt Einfluss auf unsere Haut hat. Durch die Verbindung mit Gehirn, Verdauung und Hautbild wird eines deutlich: Unsere Haut reflektiert unsere allgemeine Gesundheit. Die Beziehung zwischen unserer Psyche und eventuellen Hauterkrankungen ist längst bewiesen: So wird etwa Akne seit langem mit Angststörungen, Depressionen und anderen psychischem Erkrankungen verbunden. Eine Studie fand heraus, dass psychische Probleme in Verbindung mit schlechter Ernährung unsere Darmflora besonders beeinträchtigt, was im Hautbild sichtbar wird.

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Foto: Bowe W., Logan A. (2011)


Die Behandlung psychischer Probleme benötigt Zeit und oft professionelle Hilfe. Um die Verdauung ist es da schon einfacher gestrickt – es gibt einfache Wege, die Darmflora wieder in Balance zu bringen. So wird nicht nur die Verdauung, sondern vielleicht auch das Hautbild deutlich verbessert. Und das beste: Du kannst heute damit anfangen!

Eine gute Verdauung ist
der Schlüssel für gesunde Haut



Verdauungsenzyme
Verdauungsenzyme sind besonders wichtig für die Balance der Darmflora. Sie zerteilen, verdauen und absorbieren Nährstoffe. Menschen mit Laktoseintoleranz wissen, wie wichtig Laktase (das Verdauungsenzym für Laktose) für den problemlosen Verzehr von Milchprodukten ist. Es gibt viele verschiedene Verdauungsenzyme. Manche sind pflanzlich: Papain (ein Enzym, welches hochkonzentriert in Papaya vorkommt) und Bromelain (wird aus der Ananaspflanze gewonnen) sind natürlich entzündungshemmend und damit wirksam zur Milderung von Entzündungen der Haut.

Probiotische Bakterien
Probiotische Bakterien sind wichtig für die Balance der Darmflora. So nehmen “die guten Bakterien” den Magen-Darm-Trakt ein und bringen ihn wieder in Balance, damit Nährstoffe effizienter aufgenommen werden können. Probiotische Bakterien sollten mit Präbiotika eingenommen werden, damit der Körper sie besser aufnehmen kann. Ihre unverdauliche Fasern werden vom Magen fermentiert, sodass ein guter Nährboden für Probiotika entsteht.Probiotika sind ebenfalls im Essen mit lebenden aktiv Kulturen wie Naturjoghurt, Kefir und Tempeh zu finden.

Alternativ kannst du auch zu Nahrungsergänzungsmittel greifen, die aus multiresistenten Bakterienstämmen, Probiotika und Präbiotika bestehen.

L-Glutamin
Glutamin ist eine Aminosäure (ein Eiweiß-Baustein), unerlässlich für homöostatische Funktionen wie ausgeglichener pH-Wert, Körpertemperatur und Herzschlagrate. Es kommt natürlicherweise im Körper vor, Nahrungsergänzungsmittel sind also nicht unbedingt erforderlich. Besondere Umstände wie erhöhter Stress oder viel Sport, Infektionen oder Verletzungen können dazu führen, dass das Glutamin schneller aufgebraucht wird. Zugeführtes Glutamin kann bei Muskel- und Gelenkschmerzen helfen und sowohl das Immun- und das Verdauungssystem unterstützen. Neueste Studien belegen, dass Glutamin eine gesunde Darmflora aufbaut und vor schädlichen Nebenwirkungen bei einem bakteriellen Ungleichgewicht schüzt.

FODMAP-Diät
Schwer verdauliche Lebensmitteln können die Probleme noch verschlimmern. Manche nennen es Lebensmitteallergien oder -unverträglichkeiten. Laut australischen Wissenschaftlern gibt es aber ganz spezifische Lebensmittel, die der Körper schwer absorbieren kann und die bereits bestehende Verdauungsprobleme noch weiter fördern. Folgende Lebensmittel sollen laut der FODMAP-Diät nicht in großen Mengen konsumiert werden: Maissirup (viel Fruktose), besonders laktosehaltige Lebensmittel wie Milch, Eis, Frischkäse, konserviertes Obst, Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pflaumen, Trockenpflaumen, Mangos, Linsen und andere Hülsenfrüchte, Artischocken, Weizen, Roggen, Lauch, künstliche Süßungsmittel sowie Alkohol.

Lebensmittel, die gut verträglich und leicht verdaulich sind: Beeren, Mandarinen, Zitrusfrüchte, Papaya, Passionsfrucht, Ananas, Kiwi, Honigmelone, Salat, Mangold, Sellerie, Spinat, Oliven, Sojakeime, Wurzelgemüse. Gurken, Zucchini, Mais, gereifter Käse und Joghurt in kleinen Mengen (2 EL). Haferflocken, Reiscracker sowie Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoffgehalt sind ebenfalls gut für die Verdauung.

Um Verdauungsprobleme in den Griff zu bekommen, sollte der erste Schritt sein, schwer verdauliche Lebensmittel vom Speiseplan zu streichen. Ein gesundes Hautbild wird hoffentlich folgen. Diese Strategie ist günstig und unbedenklich. Falls Verdacht auf schwerwiegende und langanhaltende Verdauungsprobleme bestehen, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Das Fazit

Schlussendlich ist es besonders wichtig, das Potenzial des Magen-Darm-Trakts und seine Auswirkungen auf unsere Haut einzusehen. Man sollte auf seinen Magen hören und auf die Verdauung achten. Bei Problemen solltest du bewusst handeln – und hoffentlich nicht nur eine Verbesserung der Verdauung, sondern auch des Hautbilds erkennen!

Solltest du noch Fragen haben, dann stell sie uns in der Kommentarspalte. Interessierst du dich näher für das Thema, kannst du auch diesen Artikel zu Rate ziehen und ein simples 2-Stufen-Verfahren für einen unmittelbar gesünderen Darm ausprobieren.

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Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde ursprünglich im Mai 2015 veröffentlicht und im Juli 2019 aufgrund von neuen Informationen aktualisiert.

Quellen:
1. Zhang H, Liao W, Chao W, Chen Q, Zeng H, Wu C, et al (2008 ) :Risk factors for sebaceous gland diseases and their relationship to gastrointestinal dysfunction in Han adolescents.” Journal of Dermatology. Vol. 35, No. 1. pp 555-61
2. Bowe W, Logan A, (2011), ‘Acne Vulgaris, Probiotics and the Gut-Brain-Skin Axis – Back to the Future?’ Gut Pathology, Vol. 3, No. 1, pp 6

~ deutsche Übersetzung wurde von Caren Badtke geschrieben ♥

Titelbild: Joanie Simon
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Martina
Martina
10 years ago

Hallo, Leider behandeln unsere Schulmediziner nur die Symptome, nicht die Ursachen! Ich hatte einen Ausschlag im Gesicht um den Mund hauptsächlich und der Hautarzt diagnostizierte eine periorale dermatitis! “Langwierige Sache, schwer zu behandeln. Dauert Monate bis man das in den Griff bekommt! Am besten, ich verschreibe Ihnen eine Salbe und ein Antibiotikum, das sie aber über Monate nehmen müssen sonst kommt der Ausschlag zurück! Haben Sie Geduld!” Ich bin zu meiner Heilpraktikerin, die sofort sagte, dass ich mich glutenfrei ernähren sollte und dieser Ausschlag definitiv auf ein Darmproblem hinweist. Ich habe also meine Ernährung umgestellt ohne die Medikamente zu nutzen… Read more »

Saskia
Saskia
10 years ago

Der Beitrag ist sehr detailliert und ich finde es ungemein wichtig auch mal Dinge anzusprechen, die sich nicht immer so “schön” anhören. Was mir allerdings leider fehlt, ist die Problematik, wenn man aufgrund von Neurodermitis, unreiner Haut (mit knapp über 30) und Magen/Darm-Problemen eine Histaminintoleranz vermutet. Ich bin gerade in genau dieser schwierigen Situation. Kein Arzt, der sich der Schuldmedizin verschrieben hat, kümmert sich wirklich um diese sehr seltene Form der Intoleranz aber ich “wette”, dass viele nun mal leider gar nicht wissen, was das überhaupt bedeutet. Meine Hausärztin z.B. hatte keinen blassen Schimmer davon und stattdessen wurde ich von… Read more »

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