Fehldiagnose Depression

Viele unter uns leiden an einer Fülle mysteriöser Symptome, die zu keiner Diagnose führen und in die Grauzone von Gemütsverstimmungen fallen. Natürlicherweise hat jeder mal einen schlechten Tag sowie emotionale Hochs und Tiefs und wie wir unseren Alltag gestalten hat ebenfalls einen großen Einfluss auf unser allgemeines Wohlbefinden. Dennoch passiert es hin und wieder, dass wir uns übermäßig kraftlos und erschöpft fühlen, öfter als gewöhnlich krank sind und der allgemeine Zustand Symptome einer Depression aufweisen.

Depression ist ein komplexes Thema und die breit gefächerten Symptome können ambivalent und widersprüchlich sein, was es auch für einen Arzt schwieriger macht, eine Diagnose zu stellen. Es gibt unzählige interne und externe Faktoren, die unsere Stimmung und unser Verhalten beeinflussen und so den gesamten Gemütszustand formen. Wenn man jedoch etwas genauer hinschaut, könnte die depressive Verstimmung überraschenderweise ein Nebenprodukt für ein ganz anderes Problem sein.

Wie der Autor William Gibson so wunderbar formulierte:

Before you diagnose yourself with depression or low self-esteem, first make sure that you are not, in fact, just surrounded by assholes.

Folgende Symptome können auf eine Depression zurückzuführen sein:

  • Angespanntheit, Reizbarkeit und Unruhe
  • Fressattacken, Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen, Schlaflosigkeit oder das ständige Bedürfnis zu Schlafen
  • Gewichtszu- oder -abnahme
  • Energielosigkeit, Erschöpfung, Müdigkeit
  • Das Gefühl, sich wertlos und schuldig zu fühlen
  • Konzentrationsschwäche
  • permanent traurig, besorgt sowie das Gefühl von Leere

Kommen wir nun zu weit verbreiteten Beschwerden und Symptomen, die fälschlicherweise für eine Depression gehalten und doch ganz einfach vermieden werden könnten.

Niedriger Blutzucker

Ohne Benzin fährt kein Auto. Und so wie ein Auto Kraftstoff benötigt, brauchen auch Körper und Gehirn Energie, die wir in Form von Glukose über die Nahrung aufnehmen. Wer Mahlzeiten auslässt, dem fehlt die Glukose-Zufuhr und der Blutzuckerspiegel sinkt ab. Symptome von Hypoglykämie können denen einer depressiven Verstimmung sehr ähneln und in einigen Fällen wurde Hypoglykämie sogar als eine bipolare Störung fehl-diagnostiziert.

Folgende Beschwerden sind häufig:

  • Wenig Energie
  • Reizbarkeit
  • mangelnde Konzentrationsfähigkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Müdigkeit
  • Kummer
  • Hunger

Tipp: Wer leicht reizbar ist, sollte alle 3-5 Stunden etwas essen. Auf Lebensmittel mit hohem Zuckergehalt sollte dabei allerdings verzichtet werden, um zu große Schwankungen des Blutzuckerspiegels – und demzufolge auch oben genannte Symptome – zu vermeiden.

Winter Blues

Der Mangel an natürlichem Tageslicht kann die Stimmung stark beeinträchtigen. Einige Leute entwickeln während der dunklen Jahreszeit eine periodische Depression – offiziell saisonal-affektive Störung genannt. Wer unter Winterdepressionen leidet, fühlt sich meistens antriebslos, freudlos und traurig. Sobald jedoch der Frühling naht, verschwinden die Symptome wieder.
Untersuchungen legen nahe, dass diese Form der Depression tatsächlich auf den Mangel an Sonnenlicht und die vom Gehirn produzierten Glückshormone zurückzuführen ist. Die Sonne funktioniert demnach als ein natürliches Antidepressivum, in dem die Bildung von Vitamin D in der Haut stimuliert wird.

Tipp: Sobald auch im Winter die Sonne etwas scheint, sollte sich die Mühe machen, etwas Zeit bei Tageslicht an der frischen Luft zu verbringen. Falls sich die Sonne dort wo du lebst tatsächlich nicht blicken lässt, ziehe es in Betracht, dich einmal monatlich für 10 Minuten auf die Sonnenbank zu legen sowie zusätzlich Vitamin D einzunehmen. Bringt der Jahreszeitenwechsel keine Besserung mit sich, sollte in jedem Fall medizinischer Rat eingeholt werden, um andere chronische Erkrankungen auszuschließen.

Schilddrüsenunterfunktion

Die Schilddrüse ist eine wichtige Hormondrüse und spielt eine entscheide Rolle in der Wachstumsphase sowie beim Energiestoffwechsel. Bei einer Unterfunktion – auch Hypothyreose – produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, die für viele Körperfunktionen wesentlich sind. Sinkt der Hormonspiegel stark, setzen Müdigkeit und Erschöpfungszustände ein. Diese Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion erinnern an die einer Depression und können sich letztendlich auch in einer Depression manifestieren.

Symptome:

  • Müdigkeit
  • Trägheit
  • Konzentrationsschwäche
  • Niedergeschlagenheit
  • unerklärliche Gewichtszunahme
  • Muskelschmerzen und Verspannungen
  • verlangsamter Herzschlag
  • Gedächtnisschwäche

Tipp: Da die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion und die einer Depression deckungsgleich sind, ist es ratsam, die Schilddrüsenwerte testen zu lassen bevor psychologisch behandelt wird.

Schlechte Ernährungweise

Es ist kein Geheimnis, dass ungesunde Ernährung zu Energiemangel, Gewichtszunahme und anderen, depressionsähnlichen Symptomen führen kann. Wer einem Speiseplan mit viel Obst und Gemüse folgt und Fertiggerichte sowie besonders zuckerhaltige Lebensmittel meidet, ist laut vielen Nachuntersuchungen weitaus weniger anfällig für schwere Depressionen und Angststörungen.

Tipp: Lebensmittel wie Pute, Hühnchen, Thunfisch, Kürbiskerne, Mandeln und einige Soja-Produkte enthalten besonders viel Tyrosin, eine Aminosäure, die die Produktion glücklich-machender Neurotransmitter stimuliert und somit für mehr Konzentration, Wachsamkeit und allgemeines Wohlbefinden sorgt.

Wie der Körper auf Stress reagiert

Während kurzzeitiger Stress in gewissem Maße normal für den Körper ist, kann langfristiger und „unbehandelter“ Stress zu allgemeinem körperlichen und geistigem Unwohlsein führen. Stress ist Ursache vieler Entzündungsreaktionen im Körper, die sich zu vielen Krankheiten wie auch Depressionen manifestieren können. Stress stellt in unserer Gesellschaft ein großes und weit verbreitetes Problem dar und kann als grundlegende Ursache für viele Beschwerden betrachtetet werden.

Tipp: Identifiziere die Stressauslöser in deinem Leben und versuche diese zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Wer Stresssymptome ignoriert, hat möglicherweise mit Spätfolgen zu kämpfen, die weitaus schwieriger zu behandeln sein könnten.

Der Körper als Ganzes

Wir sind alle unterschiedlich und es ist wichtig, dass wir unsere individuellen Körpersignale erkennen und darauf achten, was ursächlich für Stimmungstiefs sein könnte. Es ist immer eine gute Idee, den Körper als Ganzes und komplexen Organismus zu betrachten. Symptome tauchen nicht ohne eine Ursache auf, alles hängt zusammen. Bei depressiven Verstimmungen ist es besonders wichtig, zu versuchen, die ersten Symptome zu erkennen.

Die genannten Beschwerden und Erkrankungen sind nur einige, die Einfluss auf die Stimmung haben. Es lohnt sich, systematisch alle potentiellen Ursachen auszuschließen und dadurch bereits Erleichterung zu erfahren.

Notiz: Dieser Artikel beabsichtigt weder Depressionen zu diagnostizieren noch diese zu behandeln. Die Autorin teilt lediglich ihr Wissen. Bei weiteren Fragen oder Unsicherheiten sollte in jedem Fall medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Diskutiert eure Erfahrungen mit Fehldiagnosen, sicher können viele Leser auch von eurem Wissen profitieren. Falls ihr jemanden kennt, der von einigen der oben genannten Symptome betroffen sein könnte, teilt diesen Artikel, pinne diese Artikel, like it oder regram it.

Bild: Flickr@Helga Weber

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