Wenn manche von uns den Begriff Palmöl lesen, denken sie vielleicht an weiße Strände, türkisfarbenes Wasser und grüne Palmen. Leider hat Palmöl mit dieser schönen Vorstellung rein gar nichts zu tun.
Naja, Palmöl ist allgegenwärtig. Im Durchschnitt findet man es in ca. 50% der Produkte, die wir im Supermarkt kaufen können. Es wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen und ist Teil von Babynahrung, Keksen, Zahnpasten oder Instantnudeln. Doch die Kategorie, in der man am häufigsten Palmöl findet, ist immer noch Kosmetik. Das essbare Pflanzenöl taucht in Shampoos, Spülungen, Duschgelen, Handseifen, Rasierschaum oder Lippenstiften auf… und die Liste könnte ich hier noch eine Weile weiterführen.
Jetzt fragst du dich sicher, wie du herausfinden kannst, ob in deinen Kosmetikprodukten Palmöl steckt. Leider lässt sich das nicht immer so leicht sagen. Palmöl ist ein Meister im Verstecken, da es viele Decknamen hat. Firmen sind nämlich nicht gesetzlich dazu verpflichtet, Palmöl in den Inhaltsstoffen auch wirklich als ‘Palmöl’ aufzulisten. Pflanzenöl, Palmat, Palmolein, Palm Stearin, Sodium Lauryl Sulfat, Cetylalkohol und das ist nur eine kurze Auswahl aus den über 25 Spitznamen, die ich während meiner Recherche gefunden habe. Somit macht es uns Palmöl nicht ganz leicht es aufzuspüren.
Allein die Anzahl an den etwas zweideutigen Pseudonymen von Palmöl sollte uns da schon stutzig machen. Deswegen solltest du darauf achten, wenn du Kosmetik oder Lebensmittel kaufst. Vorausgesetzt du zählst dich selbst zu denen, die ethisch bewusst konsumieren. Denn Palmöl besitzt in der heutigen Produktionsweise ein sehr beflecktes Image. Die Gewinnung von Palmöl trägt nicht nur zur globalen Erwärmung bei, sondern lässt auch Regenwälder verschwinden und somit auch den Lebensraum von bedrohten Tierarten. Um das ganze etwas besser zu erklären, möchte ich jetzt etwas näher auf die Produktion, den Effekt und mögliche Lösungen eingehen.
Palmöl verwendet man schon seit einiger Zeit zum Kochen und Braten in Ländern, wie Brasilien und auf dem afrikanischen Kontinent. Doch in den letzten Jahrzehnten gewann es immer mehr an globaler Bedeutung und Popularität. Das liegt wohl daran, dass es ein relativ günstiges Pflanzenöl ist und der Bedarf immens gestiegen ist. Heutzutage ist Palmöl ein wichtiger Teil der Lebensmittelkette und der Bedarf wird immer größer. Zwischen 1982 und 2008 stieg die globale Produktion von Palmöl von ca. 2 Millionen Tonnen zu unglaublichen 48 Millionen Tonnen an. Was noch erschreckender ist: bis 2050 wird sich diese Zahl noch einmal verdoppeln. Die Industrie, die dahinter steckt, ist riesig und erwirtschaftet 44 Milliarden Dollar im Jahr und diese Zahl wird weiterhin wachsen.
Die Ölpalme kommt natürlich im Regenwald in Afrika vor. Heute kultiviert man die Pflanze in Afrika, Asien, Nordamerika und Südamerika… also so ziemlich überall. Trotzdem finden 85% der globalen Produktionen von Palmöl in Indonesien und Malaysia statt. Beide Staaten sind das Zuhause von zwei exotischen und wertvollen Ökosystemen.
Palmölplantagen nutzen Brandrodung, um möglichst schnell eine große Fläche von Pflanzen und Bäumen zu befreien. Dazu werden Regenwälder zunächst abgeholzt und danach die Überreste verbrannt. Wenn man stattdessen das Land einfach roden würde, könnte ein Hektar Land noch 500 Tonnen Biomasse produzieren. Stattdessen müssen Farmer bis zu drei Jahren warten, bis man wieder anbauen könnte. Die Ölpalme selbst braucht vier bis sechs Jahre, bis sie Früchte trägt.
Es gibt so viele Gründe, dass es schier unglaublich ist.
Zuallererst ist Palmöl einer der größten Gründe für die weltweite Abholzung von Wäldern. Diese Abholzung ist nicht kontrolliert und zerstört die vielfältigsten und wertvollsten Ökosysteme auf der Erde. Ich hatte weiter oben erwähnt, dass 85% des Palmöls aus Indonesien und Malaysia stammen. In den nächsten 15 Jahren werden deswegen 98% der Regenwälder in diesen Ländern verschwunden sein. Der WWF nimmt an, dass jede Stunde die Fläche von 300 Fußballfeldern an Regenwald verschwindet.
Was passiert mit den Tieren, die im Regenwald leben? Es gibt keinen schönen Weg das zu sagen, aber diese Tiere werden sterben. Darunter das Sumatra-Nashorn und der Orang-Utan. Beide Arten sind in Indonesien ohnehin schon fast ausgestorben und sie sind nicht die einzigen. Tiger und Elefanten sind genauso betroffen. Trotzdem hört hier die Zerstörung nicht auf. Auch Pflanzen werden aussterben.
Die Auswirkungen der Brandrodung führen außerdem zu einer erhöhten Produktion von Treibhausgasen. Indonesien gilt als einer der größten Produzenten von Co2 und beschleunigt somit die globale Erderwärmung. Die Palmölproduktion treibt den Klimawandel immens an und das Land, welches aufgrund dieser Produktion weichen muss, ist reich an Kohle und transportiert diese bei der Verbrennung direkt in unsere Atmosphäre. Um es einfacher auszudrücken: Regenwälder fungieren als grüne Schwämme, die Treibhausgase aufsaugen. Werden diese abgeholzt und verbrannt, verschmutzen wir unsere Luft mit den Giften, die der Regenwald zu unserem Schutz aufgenommen hat.
Manche Menschen glauben, dass Palmöl nichts in einer grünen und biologischen Welt zu suchen hat. Andere glauben, dass man in naher Zukunft einen nachhaltigen Weg findet, um Palmöl zu produzieren und zu nutzen.
Es gab auch schon einige Versuche einen Weg zu finden. Der RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) hat in den letzten Jahren sehr viel Zeit und Forschung in genau dieses Thema gesteckt. Die Organisation wurde 2004 gegründet und versucht, “die Palmölindustrie innerhalb der weltweiten Lebensmittelkette auf einen nachhaltigen Weg zu bringen”. Ihr größter Erfolg ist die Einführung eines Nachhaltigkeitszertifikats. Jede Firma, die dieses erhalten möchte, muss verschiedene soziale und ökologische Anforderungen erfüllen. Ihre holistische Methode untersucht die Palmölindustrie in sieben Schritten, von der Produktion bis zum Konsumenten.
Trotzdem sollte der RSPO seine Anforderungen für Firmen vielleicht noch ein wenig anpassen. Der RSPO verbietet im Moment nur die Zerstörung von Land mit einem “hohen Naturschutz-Wert”. Diese Bezeichnung ist aber international nicht definiert und lässt dadurch einige Lücken offen. So ist nicht klar, was geschützt ist und was nicht. RSPO-zertifizierte Plantagen roden weiterhin torfreiche Regenwälder, etwas was die Regeln der Organisation eigentlich verbieten. Ihre Standards erscheinen dadurch etwas dünn und sollten abermals definiert und klargestellt werden. Denn so werden Konsumenten durch „Greenwashing“ getäuscht und ihnen wird eine falsche, ethische Sicherheit vorgegaukelt.
Daher ist es wichtig, dass diese Methoden gestoppt werden. Länder verkaufen hier ihre kostbaren Regenwälder, um unsere kurzfristigen Bedürfnisse zu stillen. Natürlich kann man diskutieren, ob die Palmölproduktion nicht komplett aufgehalten werden soll. Die Palmölproduktion bringt nämlich einen kleinen finanziellen Segen für manche sehr arme Regionen. Der Profit für einen Hektar liegt bei etwa 3000 US Dollar, bei herkömmlicher Landwirtschaft liegt dieser nur bei 100 US Dollar pro Hektar. Ein Kompromiss zwischen den Firmen, die der RSPO Regelungen entsprechen und der nachhaltigen Produktion von Palmöl könnte manche Gemeinden aus der Armut helfen. Dabei muss man aber auch versprechen, niemals Brandrodung als Methode während der Produktion anzuwenden, denn diese hinterlässt immer noch den größten Schaden für Tiere, Pflanzen und unseren Planeten.
Ich würde jedem dazu raten, nur Produkte zu verwenden, die mit nachhaltigem Palmöl hergestellt wurden oder Palmöl komplett aus seinem Haushalt zu verbannen. Das geht am einfachsten, wenn man industriell verarbeitete Lebensmittel vermeidet und bei der Kosmetik zu nachhaltigen und biologischen Marken greift. Versuche deine Lebensmittel lokal zu kaufen und dich darüber zu informieren wie deine Kosmetik hergestellt wird. In der Regel sollte man sich aber immer bewusst sein, woher die Dinge stammen, die wir konsumieren. Denn auch wenn es nicht gerade Palmöl ist, gibt es leider genügend andere Inhaltsstoffe, die unserem Körper und der Umwelt auf Dauer schaden. Bitte denk auch daran, das Thema Palmöl mit anderen zu teilen und sie auf die Zerstörung und Brandrodung aufmerksam zu machen.
Sources:
http://www.theguardian.com/sustainable-business/ng-interactive/2014/nov/10/palm-oil-rainforest-cupboard-interactive http://www.bbc.com/news/business-23026219 http://www.rspo.org/ https://drpongo.files.wordpress.com/2012/01/productpalmoillist2012flexweek.pdf http://wwf.panda.org/what_we_do/footprint/agriculture/palm_oil/ https://www.rainforest-rescue.org/topics/palm-oil
Tags: Essen, Umwelt
Emma Stern is an American expat who, 5 years ago, fell in love with the city of Berlin and hasn't been able to stay away ever since. A writer and English editor for the Amazingy magazine, Emma's other interests include film, surrealism, avocados, and barefeet. Emma finds herself in perfect harmony with Amazingy's ethos, as a sustainable lifestyle is at the core of her values. She aims to spread her love for life and art through her quirky writing and upbeat attitude.
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