Lerne deinen Zyklus wieder lieben – Zyklusphase “Herbst”

Die Menstruation gehört zum Leben menstruierender Menschen dazu. Doch wie sehr wünschen sich viele, sie nicht zu haben, um von Emotionsschwankungen und Beschwerden, die während eines Zyklus auftauchen, verschont zu bleiben – besonders während der Lutealphase, dem inneren Herbst. Ich habe in den letzten Jahren für mich gelernt, dass in unserem Zyklus ein großes – teilweise noch unentdecktes – Potenzial steckt.

Wir werfen in diesem Artikel einen Blick auf die dritte Zyklusphase, die bisher noch eher unbeliebt in der Öffentlichkeit ist und hoffe, euch am Ende ein oder zwei positive Aspekte mitgeben zu können. Denn, wenn wir mal ehrlich sind, ist der Zyklus ein Teil von uns, ob wir nun wollen oder nicht. Deshalb sollten wir ihn auch annehmen und für uns nutzen ♡

Vorab sei gesagt, ich bin keine Ärztin o. Ä. Ich bediene mich in diesem Artikel meiner eigenen Erfahrungen, Beobachtungen und dem, was ich durchs Lesen gelernt habe. Außerdem gehe ich von einem 28-Tage-Zyklus aus, jedoch variiert jeder Zyklus ganz individuell zwischen 21 oder 37 Tagen, was völlig normal ist.



Das Modell des Jahreskreises

Vielleicht kennen ja einige von euch dieses Modell. Es ordnet jede Zyklusphase einer bestimmten Jahreszeit zu.

Demnach beginnt der Frühling sobald die Blutung aufgehört hat und endet, wenn der Follikel herangereift ist. Unser Energielevel steigt gleichzeitig langsam an. Um den Zeitraum des Eisprungs, also zwei Tage vorher und danach, beginnt der Sommer: Die Zeit, in der wir häufig die meiste Energie zur Verfügung haben. Wir haben Lust rauszugehen, Freunde zu treffen, aktiv zu sein. Auf den Sommer folgt bekanntlich der Herbst, der bis zum Eintritt der Blutung andauert. Dieser Zeitraum wird auch Lutealphase, genannt, PMS können hier auftauchen. Der Winter ist die Zeit ab Tag 1 der Blutung und dauert bis ca. Tag 7, wenn die Blutung stoppt.

Wie die Jahreszeiten in der äußeren Welt, können wir gewisse Dinge auf unseren Zyklus übertragen. Dies ist besonders der Fall, wenn wir von unseren Energiereserven sprechen. Während des Frühlings erwacht die Welt langsam und unsere Energie tut das Gleiche: Wir wachen auf aus unserem Winterschlaf. Im Sommer strotzen wir nur so vor Energie und im Herbst, wo in der Natur sich die Blätter verfärben und anfangen zu fallen, bereiten wir uns auf die Ruhephase im Winter vor.

Diese Beschreibung ist bilderbuchhaft erzählt; es ist selbstverständlich nicht bei jeder Person gleich. Es verschafft uns aber schemenhaft einen kleinen Einblick in die Vorgänge.

Der Herbst

Dies ist die Zeit nach dem Eisprung, wenn der Follikel geplatzt ist und die Eizelle sich auf den Weg durch die Eileiter in die Gebärmutter macht. In dieser Zeit leistet unser Körper ganz viel, verbraucht viel Energie und braucht demnach mehr Ruhe (wir bereiten uns auf den „Winter“ vor).

Um dies auf einer physiologischen Ebene verstehen zu können, kommt an dieser stelle ein kleiner Exkurs, was genau im Körper in dieser Zeit passiert. Zwischen Tag 15 und 28 macht sich die Eizelle auf den Weg in Richtung Gebärmutter. Zur selben Zeit entwickelt sich der Follikelrest, der im Eierstock zurückgeblieben ist, mit Hilfe von LH zum Gelbkörper. Der Gelbkörper produziert Progesteron, das in der zweiten Zyklushälfte dominierende Hormon. Der Östrogenspiegel sinkt während das Progesteron steigt und dafür sorgt, dass die Schleimhaut, auf das Einnisten der Eizelle vorbereitet ist, sollte es zu einer Schwangerschaft kommen. Es beeinflusst unter anderem auch, dass der Zervixschleim wieder zähflüssig wird und verkürzt so die Überlebensdauer der Spermien. Wird die Eizelle nicht befruchtet, entwickelt sich der Gelbkörper zurück, der Progesteronspiegel sinkt und die Menstruation setzt ein.



Emotionen im Herbst

Der Herbst ist die Zeit des Übergangs. Genauso wie in der Natur kann es hier (emotional) aufbrausend und stürmisch werden. Goldene Herbsttage voller Sonne oder dunkle Regenwolken, die Stürme prophezeien, gehören dazu und haben durchaus, wie ich finde, ihre positiven Aspekte.

Vielen fällt diese Zeit besonders schwer, denn wir „gefallen“ unserem Umfeld nicht und können auch mal unangenehme Themen ansprechen. Die Erwartungen der Gesellschaft der friedliebenden und „gebenden“ Frau erfüllen wir in dieser Zeit häufig nicht. Das ist ganz genau der Grund, weshalb ich diese Zeit so toll finde. Sie kann zu etwas sehr Kraftvollem und Starkem führen.

Versuchen wir jedoch die Bedürfnisse und die Bitten unseres Körpers nach mehr Ruhe und mehr emotionaler Zuwendung zu unterdrücken, können Emotionen wie Wut und Unzufriedenheit sehr laut werden. Denn unsere Bedürfnisse wollen gehört werden. Hören wir ihnen nicht zu müssen, können wir auch mal explodieren.

Starke emotionale Schwankungen und Schmerzen können in dieser Zeit vorkommen, bekannt unter dem Namen PMS (Prämenstruelle Symptome). Diese Symptome gehen häufig einher mit einem Progesteronmangel, da Progesteron auf unseren Organismus eine beruhigende Wirkung hat. Deshalb sehnen wir uns nach mehr Ruhe. Es gibt bereits einige tolle HeilpraktikerInnen und Ärzte, die sich damit auskennen. Wenn du dir in dem Bereich Besserung wünschst, kann es sinnvoll sein sich Hilfe zu holen ♡



Nutze die Zeit für dich

Wie bereits erwähnt, liebe ich den Herbst. Und damit meine ich nicht nur das Farbenspiel und die verschiedenen Wetterlagen der Jahreszeit, sondern vor allem die Zyklusphase mit den Stimmungen und Emotionen, die in den Vordergrund treten. Es kann eine Herausforderung sein all dies einzuordnen, doch machen wir uns selbst ganz bewusst  zur Priorität und ziehen uns bei Bedarf zurück, kann es eine sehr kraftvolle und klärende Zeit sein in der wir uns selbst besser kennenlernen.

Es kann daher hilfreich sein diese Zeit zur Reflektion zu nutzen, um deiner inneren Stimme ganz bewusst ihren Raum zu geben. Wie bereits erwähnt, haben wir hier einen sehr guten Zugang zur inneren Welt.

Bevor ich euch zur Inspiration Reflektionsfragen mitgebe, noch ein kleiner Tipp: Solltest du große Entscheidungen in dieser Zeit fällen, lass dir Zeit diese „sacken zu lassen“ und warte einen weiteren Zyklus ab, bevor du auswanderst, Beziehungen beendest o. Ä. Denn manchmal steckt hinter großen Gefühlen, eine kleine Veränderung oder ein unausgesprochenes Bedürfnis ☺


Reflektionsfragen:

  • Welche Themen sind präsent und was stört mich? Was möchte ich eventuell nicht mehr? Partnerschaft, Arbeit, Weltschmerz, Hoffnungslosigkeit?
  • Welche Gefühle sind präsent? Und was versteckt sich hinter den Gefühlen? Was stört?
  • Was möchte ich konkret tun oder beobachten, um etwas zu verändern? Wähle hier am besten *eine* Sache, die jetzt am wichtigsten für dich ist.
  • Traue ich mich meiner Familie und meinem Partner zu sagen, was ich brauche und was nicht?
  • Themen in der Partnerschaft bearbeiten: Darf ich so sein? Was passiert, wenn ich so bin wie ich bin? Widerstand an dieser Stelle kann Blockieren.
  • Was magst du am Herbst(-Zyklus) und in der Natur?
  • Wie gehe ich mit meinem Körper um? Mag ich mich wie ich bin oder nicht?


Quelle:

1. Period. – Dein Zyklus
2. Dein Zyklusplan – mit genuss durch den Zyklus
3. Die vier Phasen des weiblichen* Zyklus mit Eva Teja (Ep. 18)
4. Wenn Hormone Stimmung machen



Bilder von @kelly_sikkema, Peter Olexa und @itssarah.khan





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