Ein kreativer Anreiz: Die Wirkung von Selbstgesprächen, Schallwellen & Musik

Was ist kreativer Klang“ und wie kann er zur Lösung von (internen) Konflikten beitragen?

Während die meisten von uns nicht anders können, als zu ihrem Lieblingslied mitzutanzen, passiert gleichzeitig ein ziemlich komplexer Prozess: Die Umwandlung von akustischer Energie in mechanische Energie1. Es ist dieser Prozess, der unseren ausgeprägten Hörsinn ermöglicht ~ was uns hilft, wertvolle Informationen über unsere Umwelt zu sammeln. Er kann auch unsere Grundstimmung stark beeinflussen – besonders wenn es um Musik geht. Der Begriff „kreativer Klang“ bezieht sich hierbei allerdings nicht nur auf „Kreativität im Klang“ oder eine wunderschöne Melodie. In der Theorie re:präsentiert er die Idee, dass „Good-Vibes“ sogar über Schallwellen reisen können ~ und zwar nicht nur in Form von Musik, sondern auch durch verschiedene Methoden der Konversation. (Das beinhaltet auch solche Unterhaltungen, die wir mit uns selbst in unserem Kopf haben … oder bin das nur ich? ?)

Versteh mich nicht falsch: Meine Liebe zur Musik ist so unbekümmert wie die Jungfernfahrt der Titanic + geht so tief wie ihr herzzerreißendes Ende. Aber diese Theorie zielt darauf ab, noch tiefer in unser Verständnis von Klang & Stimm-Akustik einzudringen. Die außergewöhnliche Fähigkeit, die Musik hat, unseren Geist zu stimulieren, ist hierbei nur die Spitze des Eisbergs. Also lass uns nun tiefer in die Wissenschaft dahinter eintauchen …


via psywww.com


Lasst uns dieses Thema mal ein bisschen aufdröseln: Jede einzelne Schallwelle (die du gerne hörst oder auch nicht) wandert zuerst durch den Trichter der Ohrmuschel, der als eine Art Drucktor dient. Dies hilft, den Schall in Wellenformen zu komprimieren, die viel besser für das Trommelfell geeignet sind, sodass er – nachdem diese Informationen kodiert wurden – leicht in den Gehörgang übertragen werden kann. Durch die Evolution des menschlichen Gehörs, hat unsere Spezies ein vielfältiges Maß an Hör-Verständnis erreicht. So hat die menschliche Sprache so viele dialektische Variationen hervorgebracht, dass wir uns über Kontinente hinweg kaum verstehen können (hierbei klammere ich die anhaltenden, lähmenden Auswirkungen der Kolonisation aus….) ~ aber natürlich ist das Trommelfell nicht das einzige Hilfsmittel, um Schallwellen & Vibrationen zu interpretieren.

„Ein Großteil der Tierkommunikation hängt von der Ausbreitung von verschiedenen Wellen wie Licht, Schall und elektromagnetischen Wellen ab. Evolutionär ist das Empfangen und Verarbeiten der in solchen Wellen eingebetteten Energie vorteilhaft, da sie den Gewinn von Informationen über die Umwelt, ob nah oder fern, ermöglicht.“

Zum Verständnis der Bioakustik von Pflanzen


Es gibt in der Tat viele Spezies, die in der Lage sind, durch andere Methoden ihre Umwelt wahrzunehmen ~ zum Beispiel Schlangen, die sich in so einer Weise entwickelt haben, dass sie ein mechanosensorisches System, ähnlich einem Kochlea-Implantat, verwenden (was mechanische Stimuli wie Druck oder Vibration nutzt). Da der Schall in dichteren Substraten (Flächen) wie dem Boden gut weitergetragen wird, haben sich Schlangen so entwickelt, dass sie über den Boden gleiten und dabei ständigen Kontakt zu ihm aufrechterhalten. So nutzen sie ihren Körper, um ohne Weiteres mit ihrer Umgebung zu kommunizieren. Hierbei verwenden sie ihre Kieferknochen als Koppelmechanismus und können so Vibrationen über den Boden aufnehmen und sich vorbereiten – um ein feindliches Raubtier abzuwehren oder ahnungslose Beute anzugreifen. Auch andere Spezies (insbesondere solche, die von der Umgebung abhängig sind) profitieren von den Informationen, die sie durch unterirdische Schwingungen empfangen.


Auch wenn das Thema „Empfindungsvermögen von Pflanzen“ größtenteils unerforscht ist, gibt es theoretische Behauptungen, dass Pflanzen gut auf Schall reagieren. Bereits 1848 veröffentlichte der deutsche Professor Gustav Fechner ein Buch namens Nanna (über das Innenleben von Pflanzen) und behauptete, dass Pflanzen von Gesprächen profitieren. Es gibt bereits einige Erkenntnisse, die die These unterstützen, dass Pflanzen gänzlich empfänglich für akustische Schwingungen sind. Das heißt, dass die Schwingungen pflanzenfressender Insekten die Abwehrmechanismen bestimmter Pflanzen hervorrufen oder, dass sich die Wurzeln bestimmter Setzlinge in Richtung der in bestimmten Frequenzen ausgestrahlten Geräusche wachsen werden (siehe Abbildung oben). Wenn man diese Studien im Hinterkopf behält, dann scheinen ja selbst Pflanzen zu ihren Lieblingssongs zu tanzen ? Aber, was sagt uns das noch über die Auswirkung von Schallwellen auf Lebewesen?

kreativ > de[kon]struktiv

In einer umstrittenen Werbekampagne zur Unterstützung der #SayNoToBullying-Bewegung (ziemlich scheinheilig, da sie mit dem Baumfällen Geld verdienen) führte IKEA UAE ein ähnliches – wenn auch unbegründetes – Experiment durch: hierbei wurden zwei Pflanzen der gleichen Gattung aus ihrem Bestand genommen und in unterschiedliche, transparente Gewächshäuser gelegt. Beide wurden konstant für einen Monat mit Sprachaufnahmen beschallt, die eine Gruppe von Studenten im Laufe dieses Projekts aufgenommen hatten. Während die eine Pflanze Komplimente und positive Bestärkung bekam, wurde die andere mit böswilligen Kommentaren „geärgert“ (hierbei muss noch angemerkt werden, dass es keine neutrale Pflanze gab). Ratet mal, welche der Pflanzen quasi einging? ?

Trotz der vielen wissenschaftlichen Schlupflöcher, die dieses Experiment hatte, beinhaltet die zugrundeliegende Botschaft etwas Wahres: Es besteht ein dringender Bedarf an positiven Stimmen in unseren zwischen- & innermenschlichen Räumen ~ nicht nur anderen gegenüber, sondern auch bei uns selbst. Achtung: „Unterstützend“ bedeutet nicht unbedingt „unkritisch“. Es ist daher unglaublich wichtig, sich die Zeit zu nehmen, zwischen konstruktiven (kreativen) + dekonstruktiven (destruktiven) Klängen zu unterscheiden. Wie wir unsere Stimme benutzen, kann nachhaltige Veränderungen in unserem inneren sowie äußeren Umfeld haben. Ein guter Anfang ist, deinen eigenen Ton zu überprüfen ?


Bevor du sprichst, lass deine Worte durch drei Tore gehen

Frag dich am ersten Tor: Ist es wahr?“
Frag dich am zweiten Tor: Ist es notwendig?“
Und am dritten Tor: Ist es freundlich?“


— buddhistischen Ursprungs



Es gibt viele Versionen dieses „wahren“ / „notwendigen“ / „freundlichen“ Mantras, von denen die meisten aus der buddhistischen Lehre stammen (einschließlich dieses, das lose von Pāṭimokkha übernommen wurde: „Ist es die richtige Zeit um etwas zu sagen oder nicht? Sind meine Worte Fakten oder nicht? Spreche ich sanft oder hart? Sind meine Worte nutzbringend oder nicht? Spreche ich mit einem freundlichen Herzen oder mit innerer Bosheit?“). Natürlich sind Werte wie Wahrheit, Notwendigkeit + Freundlichkeit an Subjektivität gebunden; Trotzdem können sie der Zugang zu einer gesunden Kommunikation sein. Bei diesen Mantren geht es für mich nicht unbedingt darum, die Fragen zu beantworten. Vielmehr geht es darum, sich selbst zu hinterfragen und diese Überprüfung als positive Bestärkung durch Selbstkritik zu nutzen. Dies kann allerdings auch heikel sein: Selbstkritik (neben anderen de[kon]struktiven Denkprozessen) ohne sinnvolle, gute Absicht kann uns in eine Abwärtsspirale der Selbstabwertung führen wodurch unsere kreative Stimme erheblich geschwächt wird.

Durch diese sprunghafte & schädliche Kritik können wir uns im Echoraum des destruktiven Denkens verfangen. In den meisten Fällen verliert man dann die Fähigkeit, mit seinem inneren Selbst gut umzugehen … Wenn man so dünnhäutig ist, können alle Unsicherheiten leichter durchkommen – und uns in ein noch tieferes Loch treiben. Aber wann immer wir uns entscheiden, mit einer hoffnungsvollen, mitfühlenden und konstruktiven Stimme über unsere Mängel/\Fehler zu sprechen, hallen die Good Vibrations“ so viel lauter. Die aktive Entscheidung, konstruktive Sprache zu benutzen, kultiviert unseren emotionalen Raum ~ und genau den brauchen wir für die interne Konfliktlösung. Indem wir uns selbst uneingeschränkten Zugang zu einem solchen Raum gewähren, lernen wir, wie wir mit unseren Emotionen/\Bedenken gesünder umgehen können. Durch die Bildung & Aufrechterhaltung eines offenen Dialogs mit uns selbst, werden unsere emotionalen Heilungsprozesse beschleunigt und unser individueller Wachstum ausgeglichen ?

Dieses Kunstwerk – eine Kollaboration zwischen Singer-Songwriterin Shoshana Bean & preisgekröntem Choreograph Travis Wall – spricht daran, wie kreativer / de[kon]struktiver Klang auf unserem Selbstblick wirken kann.



Sowohl Freundlichkeit als auch Empathie – die Grundlagen für ein friedliches Zusammen_Leben – muss man nähren und unsere kreativen Stimmen können uns diese Nahrung liefern. Stell dir vor, dass du früh am Morgen aufstehst, dich als erstes selbst im Spiegel anschaust, und dir etwas wahres, notwendiges & freundliches sagst. Wie würde das klingen? Und wie wird es während deines Tages widerhallen? Diese Methoden von kreativer Rede in gemeinschaftlichen Work-Spaces zu praktizieren, kann ebenso gut das Gemeinschaftsgefühl verstärken, z.B. das regelmäßige Team-Meeting mit ein paar warmen Worten anzufangen kreiert eine Atmosphäre voller Vertrauen & Wertschätzung (was wir im Amazingy HQ schon persönlich auf unserem Weg zur tealen Organization erlebt haben) ~ außerdem tut es uns auch nicht Weh, hin & wieder ein „feel good“-Lied auf den Büro-Lautsprechern laufen zu lassen ?

Es ist wichtig, uns ständig zu erinnern, dass jeder von uns die Fähigkeit hat, kreativen Klang” zu erzeugen ~ und ihn zu re:produzieren, wenn wir in Gesprächen Worte der Beruhigung, Bestätigung + konstruktiven Kritik wählen. Gespräche hatten schon immer das Potenzial wie Musik in unseren Ohren” zu klingen ? Je früher wir dieses Potenzial erkennen, desto eher werden wir von den positiven Auswirkungen profitieren – sowohl für unsere Gemeinschaft, als auch unsere Gesellschaft als Ganzes … wenn wir also versuchen dieses Potenzial zu erfüllen, kommen wir einer Welt näher, in der Musik tatsächlich die Antwort unserer Probleme ist ♥


Quellen:
1. https://www.hear-it.org/the-outer-ear
2. https://www.researchgate.net/publication/221973850_Towards_understanding_plant_bioacoustics
3. http://www.bbc.com/earth/story/20160118-can-your-plants-really-hear-you-if-you-sing-to-them


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~ wurde übersetzt von Kate Lorenz
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