Ann Wiberg entwirft unter ihrem Label „Trash Couture“ nachhaltige, handgenähte Designermode – und das schon seit über zehn Jahren. Doch auch in ihrem Privatleben geht die Avantgardistin eigenwillige Wege.
[row] [column size=”1/2″] [/column] [column size=”1/2″] Wenn man Ann Wiberg fragt, was für Mode sie entwirft, bekommt man eine irritierende Antwort: „Ich mache keine Mode“, sagt sie und man hört wie das Wort ‚Mode’ ihr missfällt. „Ich entwerfe barocke Universen mit einer starken DNA!“
Um das zu verstehen, muss man ein paar Jahre zurück gehen. Die dänische Modemacherin Ann Wiberg wurde quasi in die Modewelt hineingeboren, doch nach einer Karriere in ihrer Heimat war sie der Prêt-à-Porter-Szene überdrüssig. „Jede Frau ist einzigartig und wir sind es leid, auszusehen wie alle anderen“, sagt sie. Die Kollektionen hätten sich nur noch geähnelt, beschreibt sie die Situation Anfang des Jahrtausends. 10.000 gleiche Oberteile waren für sie keine Inspiration mehr, sondern sie spürte, dass die Menschen nach etwas Neuem verlangten.
Deshalb nahm sie 2003 eine Auszeit und zog nach Paris. „Ich suchte nach einem künstlerischen Weg zu kreieren und mich auszudrücken“, erklärt sie. In der Hauptstadt der alteingesessenen Modenhäuser verliebte sie sich sofort in die Qualität und die Tradition von Haute Couture. Doch anstelle bei einem der großen Luxuslabel wie „Dior“ oder „Chanel“ anzuheuern, folgte sie ihrer inneren Stimme. „Meine Mission war es Einzelstücke zu entwerfen, die handgenäht werden, aber dennoch bezahlbar sind.“
[/column] [/row] Um die Einzigartigkeit ihrer Modelle zu garantieren, suchte sie für ihr neues Label „Trash Couture“ nach besonders ungewöhnlichen Stoffen, dabei wurde sie bei den Couture-Häusern fündig. Von deren Kollektionen übernahm sie ungenutzte Stoffballen voll glitzernder Pailletten, feinster Spitze und schillernden Perlen. Die exklusiven Materialien kombinierte sie mit Fundstücken vom Flohmarkt und Bio-Baumwolle.
Am besten beschreibt der Begriff ‚Future Vintage’ meine Entwürfe“, sagte Ann Wiberg. „Man kann meine Stücke heute tragen oder in 20 Jahren, sie kommen nie außer Mode.
Die Stoffe werden nach alter Haute-Couture-Tradition mit großer Kunstfertigkeit von Näherinnen in ihrem Pariser Atelier zusammengefügt. Und ihr neu erschaffenes „barockes Universum“ schlug wie ein Blitz ein. Die ersten Kunden waren gleich die renommierten Kaufhäuser „Berdorf Goodman“, „Saks Fifth Avenue“, „10 Corso Como“ und „Harvey Nichols“. Inzwischen verkauft sie ihre einzigartigen Kreationen mit der ‚starken DNA’ sogar in Los Angeles, Paris, Hong Kong und Moskau, außerdem hat sie das Hochzeitskleid für Susan in „Desperate Housewives“ entworfen und ein Modell war bei „True Blood“ zu sehen.
Heute würden ihre Kreationen wahrscheinlich in das Segment „Upcycling“ (also Kreationen, aus alten, recycelten und neuen Materialen) fallen, doch was inzwischen seinen festen Platz im Eco-Fashion-Kosmos hat, war vor über zehn Jahren noch völlig neu. „Damals gab es den Begriff ‚nachhaltig’ noch nicht gar“, erinnert sich die Designerin. „Erst viel später wurde mir klar, dass ‚Trash Couture’ das einzige Label ist, das Couture-Kollektionen auf nachhaltige Art und Weise macht.“
[row] [column size=”1/2″] Ann Wiberg ist ein ungewöhnlicher Charakter, der nicht nur seinen ganz eigenen Weg geht, sondern auch seinen ganz eigenen Blick auf die Welt hat. Auf die Frage etwa nach ihrem Alterantwortet sie: „Ich bin zur gleichen Zeit zwischen 20 und 80 Jahre alt (zur gleichen Zeit).”
Alter ist nicht wichtig und eine Frau sollte nie danach gefragt werden. Das Wichtigste ist, dass man gesund und glücklich ist.
Und beides erreicht die Avantgardistin, indem sie tut, wonach sich viele sehnen: „Ich folge einfach meiner Energie und meinen Träumen“, sagt sie. Und wie kann man sich das im täglichen Leben vorstellen? „Ich wohne am Meer und fange den Tag mit schwimmen an“, erklärt sie. Sie höre erquickliche Musik und lasse sich davon inspirieren. Manchmal arbeite sie an zehn Kleidern gleichzeitig, doch am Nachmittag, wenn ihre Energie nachlässt, spielt sie lieber mit ihren Kindern, joggt oder geht mit dem Hund in den Wald. „Ich versuche den Tag wie einen natürlichen Fluss zu erleben – und auch ‚nein’ zu sagen, zu Dingen, die sich nicht richtig anfühlen.“
Nein etwa zum Thema Massenproduktion. Doch auch die neue ökologische Mode macht sie (noch) nicht glücklich. „Die Politik muss endlich klarere Regeln definieren, bisher ist es ein Dschungel, bei dem der Konsument nicht durchblickt“, sagt sie und man hört sofort ihre Empörung heraus. Aber eigentlich gebe es nur einen Weg nachhaltig zu sein, ergänzt sie:
„Kauft weniger! Damit helft ihr dem Planeten und den zukünftigen Generationen am meisten!“
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Tina Molin ist die Neugierde in Person. Daher kaum verwunderlich, dass sie Journalistin geworden ist und nun ihr Leben damit verbringen darf, Menschen Löcher in den Bauch zu fragen. Wenn sie nicht bei Amazingy nachhaltige Brands und innovative Persönlichkeiten porträtiert, schreibt sie an einem Fantasy Romane und bastelt an Mix-Tapes für ihr DJ-Projekt New Glitz on the Block. Sie liebt Glitzer-Makeup und Pandas (übrigens wie ihrer kleine Tochter) und tritt stets mutig zu Selbstversuchen wie ‚No Poo’ und ‚Aluminiumfreies Deo’ an.
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