No Poo – Schuppen und Kopfhautjucken ade?

Seit Jahren schon plagt mich meine Kopfhaut. Sie schuppt, juckt, ist gerötet, gereizt und immer ein Thema. Vor allem beim Übergang Herbst/Winter. Wenn es draußen kalt wird, drinnen jedoch die Heizungsluft bollert, dann herrscht auf meinem Haupt Ausnahmezustand.

In meiner Not habe ich fast jedes Schuppenshampoo, Mittel aus der Apotheke, teure Markenprodukte und Baby-Shampoo getestet, Aloe Vera auf die Kopfhaut geschmiert Arganöl/Manukahonig-Packungen gemacht (half noch am besten) und zum Schluss jeden Tag gewaschen.

Bei meiner Recherche bin ich dann auf einen Trend aus den USA gestoßen: No Poo, die Kurzform für No Shampoo. Exerziert von Hollywood-Stars wie Mary-Kate und Ashley Olsen sowie Amanda Seyfried. Die simple Idee dahinter ist, dass sich die aus dem Gleichgewicht gebrachte Kopfhaut von selbst wieder reguliert.

In herkömmlichen Shampoos stecken nämlich chemische Inhaltsstoffe wie Sulfate, Paraffinöle, Silikone und Parabene, diese Substanzen waschen das Haar zwar sehr gründlich, aber rauben ihm auch die schützenden Öle und Fette. Das bringt die Kopfhaut nicht nur aus dem Gleichgewicht, sondern binnen kürzester Zeit wird die Brachlandschaft wieder fleißig von den Talgdrüse nachgefettet, woraufin man wieder wäscht… Und ehe man es sich versieht, ist man schon im Teufelskreis des täglichen Shamponierens und schmerzender Kopfhaut angkommen. Willkommen in meinem Leben!

Gar kein Shampoo mehr

Kaum gelesen, war die Entscheidung gefasst: Shampoo Stop! Der Schopf wurde kurzerhand auf „Cold Turkey“ gesetzt und der Entzug für die Problemzone begann, schließlich sollte es doch möglich sein, dass sich nach einiger Zeit ohne schädliche Außeneinflüsse meine Kopfhaut wieder beruhigt? Ich wählte zum Einstieg tapfer die Hardcore-Variante WO – Water only. Bei dieser radikalen Maßnahme wird das Haar ausschließlich mit heißem Wasser gewaschen und vor allem gebürstet.

Sofort erstand ich eine nicht günstige Wildschweinborstenbürste: Diese ist aus dem Nackenhaar des Wildschweines gefertigt, was man an den hellen Spitzen erkennt und ergonomisch geformt, so dass sie sich der Kopfform anpasst. Mittels kräftiger Bürstenstriche werden abgestorbene Hornhautpartikel entfernt und in die freie Kopfhaut kann wieder Sauerstoff eindringen, außerdem werden so Stoffwechselprodukte besser ausgeschieden. Zusätzlich wird damit das körpereigenen Hautfett (Sebum) bis in die Haarespitzen verteilt. Klingt widerlich? Ist es aber gar nicht. Im Gegenteil: Es ist die beste Haarkur, denn das Sebum wirkt wie ein natürlicher Säureschutz, die Haarstruktur wird geglättet und der verteilte Talg verleiht Substanz und Glanz.Unbedingt vor dem Haarewaschen bürsten, denn dann ist am meisten pflegendes Sebum vorhanden.

Bürsten Bürsten Bürsten

Omas ‘Hundert Bürstenstriche am Tag’ macht man übrigens am besten so: Kopf nach vorne beugen, dann zuerst drei Bahnen vom Nacken nach vorne zum Haaransatz bürsten. Anschließend von einem Ohr zum anderen und umgekehrt. Zum Abschluss von der Stirn nach hinten, so dass der ganze Kopf gebürstet wird. Bei langem Haar zusätzlich noch die Haare vom Ansatz zur Spitze bürsten. Dabei mit ruhigen, langsamen Bewegungen und mit wohltuendem Druck vorgehen. Das ganze sollte etwas fünf Minuten dauern. Wichtig ist, dass ihr es mit der Wildschweinborstenbürste macht, da es sonst die Haare schädigen kann. Das Prozedere am besten morgens machen, da sich über Nacht die meisten Stoffwechselausscheidungen (wie auch auf der Gesichtshaut) ansammeln.

Schon nach einer Woche bemerkte ich, wie der fettige Haaransatz verschwand und mein Haar glänzender, voluminöser, gesünder und fester wurde. Jedoch dreht meine Kopfhaut durch und juckte nun unterunterbrochen. Den Anspruch Water Only mindestens vier Wochen durchzuhalten (so lange sollen die Talgdrüsen brauchen, bis sie wieder auf Normal runterfahren), schaffe ich nicht. Meine Haare sehen zwar toll aus, aber ich halte den Juckreiz einfach nicht mehr aus. Also Schluss mit der Hardcore-Variante, sondern doch waschen, aber mit No Poo.

Waschen ja, aber ohne Shampoo

Ich lese mich durch Blogs und lerne, dass es Dutzende Mittel und Wege gibt. Manche schwören auf Saponinen, andere verwenden pulverisierte Nori-Algen, doch die gängigsten Varianten sind Natron, Lavaerde, Waschseife, Waschnüsse, Trockenshampoo und natürliches Henna.

Natron kennt man als Bestandteil von Backpulver, es eignet sich aber auch zum Haarewaschen. Im Supermarkt in der Back-Abteilung einfach mal ein Beutelchen kaufen und ausprobieren. Ich nehme dafür folgendes tolles Rezept, das ich bei www.simplylivebetter.de gefunden habe. (Ich verwende jedoch nur 50 g Natron und 2 Tropfen Teebaumöl, da es sonst zu aggressiv für meine Kopfhaut ist und zu stark riecht). Mein Haar sieht danach blendend aus, alles fühlt sich porentief rein an, die Kopfhaut brennt leicht vom Teebaum Öl, jedoch schon einen Tag später sind die Schuppen zurück, Haare und Haut fühlen sich trocken an. Etwas Dr. Alkaitis Replenishing Serum auf die spannende Kopfhaut sorgt für sofortige Erleichterung. Ich teste weiter.

Während die gängige Heilherde aus der Apotheke das Haar struppig macht, wird Wascherde zu meinem besten Freund. Die bekannteste ist Lavaerde (in der Landessprache Rhassoul oder auch Ghassoul genannt) aus dem Atlasgebirge von Marokko, wo sie vor elf Millionen Jahren entstanden ist und wertvolle Spurenelemente wie Silizium, Eisen, Magnesium und Kalzium enthält.

Zwei EL mit lauwarmes Wasser verdünnen, bis eine zählflüssige Masse entsteht. Die Paste etwas aufquellen lassen, dann im Haare verteilen, einmassieren und 10-15 Minuten einwirken lassen. Sie saugt wie ein Löschblatt Schmutz und Fett aus dem Haar und bindet sie an sich ohne jedoch die natürliche Haarstruktur zu schädigen.
Danach fühlt sich meine Kopfhaut entspannt an, das Haar ist sauber (aber nicht so porentief wie mit Natron), hat aber viel mehr Griffigkeit und Volumen und Schuppenbildung erst nach drei Tagen. Eigentlich mein Favorit, doch leider wies mich mein Heilpraktiker darauf hin, dass Wascherde vom Sauren Regen sehr betroffen sei und daher Schwermetalle enthalten könne, daher suche ich weiter.

Seife ist seit jeher ein natürliches Reinigungsmittel, doch oft entzieht sie dem Haar zuviel von seinem neuen Schutzmantel (Achtung nie Kernseife verwenden).
Super hingegen ist Aleppo Seife. Sie stammt aus Syrien und soll die älteste Seife der Welt sein. Vor 3000 Jahren wurde sie aus Olivenöl, Lorbeeröl und Pflanzenasche kreiert. Sie reinigt sehr sanft, da die Fettsäurezusammensetzung des Olivenöls der des Unterhautgewebes ähnelt. Außerdem hat sie einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren sowie Vitamin E, das die Elastizität der Haut fördert. So wird trockene Kopfhaut wieder samtweich. Obendrein wirkt Lorbeeröl antiseptisch. Die hübsche Seife mit den arabischen Schriftzeichen wird einfach auf dem Haar geseift, schäumt angenehm und wird anschließend ausgewaschen.
Das Resultat ist seidiges Haar, das dennoch nicht quietscht und immer noch Powervolumen besitzt. Ich liebe diese Variante, da sie obendrein schnell und unkompliziert ist.

Mein persönliches Fazit

Nach fünf Monaten ist mein Kopfhautproblem nach und nach verschwunden. Ich wasche meine Haare mit Aleppo Seife nur noch alle vier Tage und die Zeiträume zwischen dem Waschen werden immer länger. Dazu fühlt sich mein Haar viel gesünder an, ist kräftiger und hat ein Wahnsinnsvolumen bekommen. Sogar mein Friseur war begeistert und hat mein No Poo akzeptiert.

Außerdem wichtig bei No Poo

  • Kein Föhnen, sondern Lufttrocknen lassen
  • Haare nicht nass kämmen, da sie so schneller brechen können
  • Haargummis ohne Metall verwenden
  • Alle zwei Wochen saure Spülungen mit Apfelessig (Bio-Qualität, ungefiltert, nicht pasteurisiert, mit der wertvollen ‘Essigmutter’ also natürtrüb)
  • Argan Öl in einer Haarpackung oder auf die Kopfhaut reguliert die Talgdrüsen
  • Manuka Honig in einer Haarpackung wirkt antiseptisch
  • Dr. Alkaitis Replenishing Serum auf die nasse Kopfhaut ist ein super Feuchtigkeitsspender

 

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Sarina
9 years ago

Jetzt weiß ich auch, wieso meine Haare gebrochen sind nach einem Monat Wascherde. Ich habe sie gekämmt, als sie noch nass waren :O. Danke dafür. Dann probiere ich es nochmal anders.

Melli
Melli
9 years ago

Hallo Tina,
danke für deinen tollen Artikel. Bekommt man die Aleppo Seife im Drogerie Markt?

LG
Melli

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