Mode ohne schlechtes Gewissen von der Kleiderei

Falls du regelmäßig beim Amazingy Magazine vorbeischaust, zählst du wahrscheinlich auch zu den Menschen, die ihre Welt etwas ‘grüner’ gestalten. Dein Lifestyle ist umweltfreundlicher, du schaust öfters im Bioladen vorbei und deine Haut genießt natürliche Pflege. Dabei spielt auch die Kleiderwahl eine große Rolle. Nachhaltige Mode bedeutet nicht, dass du in einem Kartoffelsack rumlaufen musst. Diese Zeiten, in denen man keine große Auswahl an ökologischer Mode hatte, sind vorbei. Darum geht es auch in unser Serie ‘Guilt-Free Fashion’. Wir zeigen dir Möglichkeiten, deinen Kleiderschrank ganz nachhaltig aufzufrischen.

Die Kleiderei ist eine Online-Boutique, in der man Kleidung nicht kaufen, sondern ausschließlich leihen kann. Das ganze funktioniert als ein Abo: man zahlt einen Monatsbeitrag von 34 EUR und dafür erhältst du vier exklusiv ausgewählte Kleidungsstücke. Die geliehene Kleidung zieht dann für vier Wochen oder länger in deinen Kleiderschrank ein, dann geht‘s zurück in die Kleiderei, Fehlkäufe ausgeschlossen. Das Konzept ist so simpel wie nachhaltig: Leihen statt kaufen.. Neben Vintage wird auch nachhaltige Mode angeboten, die fernab vom Öko-Image mit Trend-Appeal begeistert.

Mit der Gründung dieser Kleider-Bibliothek gingen die beiden Kölnerinnen Pola Fendel und Thekla Wilkening im Jahr 2012 ein revolutionären Schritt. Sie wollten Slow Fashion statt Wegwerf-Mode und eröffneten ihren Store – die Kleiderei.
Der Laden in Hamburg kam gut an, es folgten Popup-Stores in Berlin und Köln. Im Jahr 2014 kam der TV-Sender VOX auf die beiden zu und wollte die Kleiderei in der Startup-Show “Die Höhle der Löwen” vorstellen. Die Mädels sagten zu und präsentierten ihre neue Business-Idee, die Kleiderei online weiterzuführen. Während die VOX-Jury von der Idee nicht überzeugt war, ließen sich Pola & Thekla nicht beirren und launchten Ende 2014 in Eigenregie die Online-Kleiderei.

Am 31. Oktober feierte die Kleiderei ihren 4ten-Geburtstag und wir haben mit der Gründerin Pola über ihr Erfolgskonzept und einen nachhaltigen Lebensstil gesprochen.

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Pola Thekla Kleiderei

Photo by Denys Karlinskyy

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Pola Thekla Kleiderei

Photo by Denys Karlinskyy

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Ihr habt vor Kurzem auf kuratiertes Leihen umgestellt. Warum genau, worin liegen die Vorteile?

Der Vorteil liegt ganz klar darin, dass wir unseren Kundinnen Kleidungsstücke näher bringen können, die sie sonst vielleicht nie anprobiert hätten. Monatlich schicken wir eine Auswahl von 4 Kleidungsstücken an unsere Kundinnen. Feedback ist uns sehr wichtig, bis jetzt ist es aber nur ganz selten mal vorgekommen, dass wir mit einem Teil mal nicht den Modegeschmack getroffen haben. Wer sich bei uns registriert, muss auch einen Mini-Fragebogen ausfüllen, worin Punkte zur Größe, Geschmack, Stil etc. abgefragt werden. Und je länger die Kundinnen bei uns sind, umso besser kennen wir auch trotz Online-Anonymität den Geschmack und Stil der Abonnentin.

Wie wählt ihr die Stücke aus?

Aktuell haben wir 4500 Kleidungsstücke für Frauen. Darunter befinden sich viele Vintage-Schätze, die wir auf Flohmärkten finden. Vor allem aber präsentieren wir auch nachhaltige Mode von kleinen Labels und (Jung)Designern. Wir achten sehr darauf, dass wir Kollaborationen mit Labels eingehen, die fair und nachhaltig produzieren und beispielsweise Rohstoffe upcyclen.
Im Angebot wir haben wir zum Beispiel Design von Trinkhallen Schickeria, Jan ‘n June, Lies in Layers, Lanius, Black Velvet Circus…

Geht ihr noch Shoppen und wenn ja wo? Bester Onlineshop?

Klar gehen wir noch shoppen, aber eben nicht in den typischen Fast Fashion Läden. Ich kaufe lieber bewusst ein und spare für ein neues Lieblingsteil von einem Designer. Für mich war in Kleiderfragen auch schon immer antreibend, dass ich nicht das anziehen wollte, was alle anderen tragen. In ein besonderes Kleidungsstück zu investieren, macht mich viel glücklicher.

Meine Shop-Empfehlung: Folkdays aus Berlin!

Bedient ihr euch selbst auch manchmal bei der Kleiderei?

Natürlich nicht, nur manchmal, öfter…pssst!

Was sind die Pläne für die Kleiderei?

Wir haben uns in der letzten Zeit fast ausschließlich auf den Online-Verleih konzentriert. Das hat den Vorteil, das unser Angebot deutschlandweit nutzbar ist. Wieder einen Shop in Berlin zu haben, wäre aber schon cool. Dazu müssten wir aber jemanden haben, der bereits einen Stock an Kleidung angesammelt hat. In Köln haben wir so jemanden gefunden – mit Lena von dem Reclaim-Vintage-Label Trinkhallen Schickeria haben wir eine Verbündete in Sachen offline Slow Fashion gefunden.
Männer-Klamotten werden wir erstmal nicht anbieten, ist aber längerfristig auch denkbar… und natürlich wünschenswert. Im Januar und Februar werden wir einen ersten kleinen Probelauf mit Männersachen machen, in einem Kleiderei PopUp bei der B-Lage in Hamburg.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für euch? Folgt ihr auch sonst einem grünen Lebensstil, z.B. bei Food & Beauty?

Die Faustregel lautet: Weniger ist mehr und weniger ist richtig. Unmengen Klamotten braucht kein Mensch. Niemand ist perfekt, aber wir machen uns Gedanken und geben unser Bestes einen ganzheitlich nachhaltigen Lebensstil zu leben. Alles auf einmal umzustellen, gelingt wahrscheinlich keinem von uns. Vielmehr geht es um ein Umdenken! Es ist egal, ob man da nun bei Lebensmitteln oder Kleidung anfängt, wenn man erst einmal anfängt sich mit Produktionsbedingungen, Ressourcen etc. auseinanderzusetzen, dann zieht das automatisch einen bewussteren, ressourcenschonenderen Lebensstil nach sich.

Vielen Dank für das Gespräch, Pola!

Lest im Online-Mag ‘Did you ever‘ neue Stories rund um die Kleiderei. Did you ever kiss a stranger?

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