Mode ohne schlechtes Gewissen: FORMAT aus Berlin

Falls du regelmäßig beim Amazingy Magazine vorbeischaust, zählst du wahrscheinlich auch zu den Menschen, die ihre Welt etwas ‘grüner’ gestalten. Dein Lifestyle ist umweltfreundlicher, du schaust öfters im Bioladen vorbei und deine Haut genießt natürliche Pflege. Dabei spielt auch die Kleiderwahl eine große Rolle. Nachhaltige Mode bedeutet nicht, dass du in einem Kartoffelsack rumlaufen musst. Diese Zeiten, in denen man keine große Auswahl an ökologischer Mode hatte, sind vorbei. Darum geht es auch in unser Serie ‘Guilt-Free Fashion’. Wir zeigen dir Möglichkeiten, deinen Kleiderschrank ganz nachhaltig aufzufrischen.

Ich entdeckte das Berliner Fashion-Label FORMAT während der Fashion Week im Greenshowroom und mein erster Gedanke: schlicht, cool und lokal in Berlin produziert, das passt doch perfekt in unsere Guilt Free Fashion Rubrik. Das Label wurde 2008 von Mareike Ulman gegründet und steht für Kleidung mit klaren Formen und Linien, die lässig, alltagstauglich und eben auch öko sind.

Ein Label mit Format

Erst während ihres Modedesign-Studiums an der HTW Berlin wurden Mareike die Produktions- und Arbeitsbedingungen der Fashion-Industrie bewusst. „Ich dachte früher immer, da steckt einer Stoff in die Fabrik rein und am Ende kommt ‘ne Hose raus und zwischendurch legt noch einer mal einen Schalter um.“
Dass die Realität ganz anders aussieht, das wollte sie nicht akzeptierten und dachte sich: „Machste mal selber und besser!“ Gedacht, getan. Also machte sie sich mit ihrer kleinen 5-teiligen Diplom-Kollektion selbstständig und eröffnete 2011 den Werkstatt-Laden WESEN in der Weserstraße in Neukölln. Während der Name FORMAT für Mareike auf die Materialien und Reduzierung auf das Wesentliche anspielt, so „steht WESEN für Sache mit Sinne und Verstand.“ Passt.

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Die Philosophie

Bei Format gibt es keine wechselnde Kollektionen, sondern ein Saisonübergreifendes Konzept. „Wir haben eine Kollektion, die umfasst 50 Teile und jede Saison kommen 10 neue Teile dazu und 10 fliegen raus. Nicht unbedingt die ältesten, sondern auch die, die nicht laufen oder die wir nicht mehr sehen könne. Wir sitzen dann hier zum Anfang des Designprozesses um den Tisch und besprechen die Weiterentwicklung der Kollektion“, erklärt Mareike. Die Toat-Blouse und das Plum Dress sind all time-Favourites und „locker schon 5 Jahre alt“.
Preislich liegen die Kleider zwischen 130 und 170 EUR und das teuerste Stück der Kollektion – ein Wollmantel – liegt bei 450 EUR. Bei Format will niemand Millionär werden, das lässt sich an der Preispolitik erkennen. Manchmal werden neue Trend-Stoffe wie Samt für einzelne Stücke verwendet, der Großteil der Kollektion besteht aus unifarbenen Basics. Die Idee dahinter: Eine Garderobe aufzubauen, die aus zeitlosen Klassikern mit modernen Twist besteht. “Ich empfinde das als gutes Gegenprinzip zu Fast Fashion. Nicht immer neu, neu, neu, sondern das mal zu brechen und sich für gut, gut, gut zu entscheiden. Lange haltbar ist besser und dann kombiniert man es lieber mit anderen Sachen oder dem Restkleiderschrank oder krempelt es anders als im letzten Jahr“, bringt die 33-jährge Designerin und werdende Mutter auf den Punkt.

Nachhaltigkeit und Materialien

Etwa 15-20 Zulieferer versorgen Format mit Stoffen. Alle Baumwollstoffe sind GOTS zertifiziert, giftfrei angebaut und abwassersauber. Außerdem steht das Zertifikat eben auch für ein Minimum an Arbeitsschutz. Auch die Wolle ist GOTS-zertifiziert, die Seide nicht. Die meisten gewebten Stoffe kommen aus Indien, die gestrickten aus der Türkei. „Was die Entwicklung von fair und öko angeht, war die Türkei von Anfang an dabei und die Hersteller hatten auch Lust mit uns kleine Projekte anzustoßen.“ Baumwollgarne sind leider nicht reißfest, daher hat sich Mareike für Polyestergarne (aus Sachsen) sowie andere Standardzutaten wie YKK-Druckknöpfe entschieden. „Wir haben viele vegane Kunden, aber der Öko-Aspekt ist uns einfach wichtiger. Es ist meiner Meinung nach wichtiger auf Plastik zu verzichten und ich hab dann für mich persönlich lieber Lederschuhe, die ewig lange halten, als mit Gummistiefeln durch die Gegend zu rennen. Ich kauf dann lieber gute Qualität und weiß, ok, es hält länger und ich verbrauche weniger.“

Der Laden WESEN

Das WESEN war der erste Klamottenladen in der Weserstraße. Mittlerweile wird die Straße von den Kids hier der „Ballermann“ genannt. Neben unseren Klamotten verkaufen wir noch Accessoires, wie die veganen und vegetabil gefärbten Schuhe von Jonny’s , Ten Points und Schmuck von BKREB und BAAJ. Inzwischen arbeiten in Voll- und Teilzeit etwa sieben Leute für FORMAT, es gibt sogar Praktikanten, die hier erste Erfahrungen in Sachen Modedesign sammeln können. Das WESEN findet ihr noch bis Ende April in der Weserstraße 191, ab Anfang Mai dann neu und um die Ecke in der Tellstraße 7.

Öko in Berlin

Mareike und ihr Team können sich freuen, dass die Leute mit Absicht in den ursprünglich nur als Werkstatt geplanten Laden finden. Bei den Endkunden ist das Öko-Bewusstsein in den letzten Jahren stark gewachsen. „Dennoch ist es meiner Meinung nach medial größer ist, als der Markt in Wirklichkeit. Es wird viel mehr besprochen, als dann verkauft wird. Die Leute kaufen halt nicht mit dem Kopf.“ Da geht also noch was, ist sie sich sicher. „Aber in Berlin ist es echt easy, einen nachhaltigen und ethischem Lebensstil zu leben , hier ein Bioladen, dort die kleine Kooperative. Wer sich hier noch drücken kann, hat entweder keinen Bock oder ist richtig arm. Klar, manchmal kaufe ich auch mal Supermarkt-Bio und als Teenie war ich auch massiv in H&M unterwegs. Aber mittlerweile denke ich, ich brauche keine 20 T-Shirts, 5 coole sind vielleicht auch ganz ok!“
In diesem Sinne. Danke für das Gespräch!

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