Liebe Freunde, sobald ihr endlich hinter der blauen Rauchwolke auftaucht, könntet ihr hübscher, gesünder sein und wieder frisch riechen. Und vor allem würde es endlich wieder richtig Spass machen, mit euch auszugehen.
Glaubt man den offiziellen Statistiken, dann ist „nur“ eine von drei bis vier Frauen Raucherin. Meine persönliche Stichprobe ist wesentlich dramatischer. Jedes Mal, wenn ich mich mit meinen Freunden in einem Café verabrede, ist es ein konsistenter Fakt, dass nur eine von vier Personen nicht raucht. Und diese eine Person bin ich selber.
Ich sitze dann stundenlang alleine herum, gelangweilt, mit den Fingern ungeduldig auf der Bar klopfend, während meine Freunde für eine Zigarette nach draußen gehen und die Konversation fortsetzen. Ich fühle mich dadurch ausgeschlossen, den Großteil der Gespräche verpassend. Manchmal schließe ich mich an, nur um von dem ganzen Qualm zu husten und vor Kälte zu zittern. Freunde zu mir nach Hause einzuladen, ist auch keine Lösung. Ich würde drinnen vor dem Fernseher sitzen und meinen Freunden dabei zuhören, wie sie draußend auf dem Balkon eine Zigarette rauchend, ihren Spass haben und lachen. Oder, ein weiteres Szenario, sie fangen an zu flehen: ‘Oh bitte, kann ich eine Kippe hier drinnen rauchen? Nur die eine.’ Wenn die Außentemperatur weit genug unter Null Grad gesunken ist, habe ich so ein schlechtes Gewissen, dass ich meinen Widerstand aufgebe und nachgebe.
Meine Freunde argumentieren immer, dass Rauchen ein bewährtes Mittel gegen Stress sei. Wenn dem so wäre, könnte das erklären, warum das Rauchen nach wie vor gesellschaftlich akzeptiert ist und selbst Einschränkungen seitens der Regierung kaum etwas gegen diese schlechte Angewohnheit ausrichten können.
Alltagsstress wie die berufliche Laufbahn sowie Kindererziehung unter einen Hut zu bekommen und nebenbei auch noch Kredite abzuzahlen, ist vielen bekannt. Nichtsdestotrotz ist die Stresstheorie nur Augenwischerei. Allen Carr, Suchtexperte und Autor des erfolgreichen Buches „Endlich Nichtraucher!“ erklärt, dass der Stress, dem sich viele Raucher ausgesetzt fühlen, durch die Sucht selbst verursacht wird. Sobald die Wirkung des Nikotins nachlässt, steigt das Stresslevel durch einsetzende Entzugserscheinungen sofort an. Diese Reaktion kann bereits nach wenigen Stunden einsetzen (abhängig von dem individuellen Nikotinbedarf – von zwei Zigaretten pro Woche oder einer Schachtel pro Tag) und verschwindet logischerweise erst nach der nächsten Nikotindosis.
Wer täglich raucht, kann tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass Rauchen Stress lindert. Tatsache ist jedoch, dass das Rauchen selbst physischen Stress auslöst. Aber etwa vier bis sechs Wochen nach der letzten Zigarette könntest du ganz natürlich entspannter, weniger nervös und sorgenvoll sein. Das allgemeine Wohlbefinden wird sich steigern.
Besonders tückisch für Frauen und aber leider wissenschaftlich bewiesen: Rauchen hält schlank. Viele meiner Freundinnen, die mit dem Rauchen aufhörten, haben soviel zugenommen, dass ich auf einmal die schlankeste von allen war. Und das ist eine Leistung für sich. Freunde, die rückfällig wurden, haben in so kurzer Zeit und ohne große Anstrengungen wieder an Gewicht verloren, dass ich aberwitziger Weise selbst daran gedacht habe, mit dem Rauchen anzufangen. Gewichtszunahme ist aber meistens mit impulsivem Essen verknüpft; die fehlende Zigarette zwischen den Findern wird durch Essen kompensiert.
Jeder Abhängige, der seine Sucht aufgibt, geht durch eine depressive Phase, denn das Gehirn muss sich erst an die neue Situation gewöhnen. Der Ausstoß von Serotonin – dem Glückshormon – sinkt signifikant. Um sich aufzuheitern, ist der Griff zu Süßigkeiten relativ normal, da Süßes den Serotonin-Spiegel wieder anhebt. In Entzugskliniken wurden Patienten beobachtet, die sich mit Zuckerwürfeln vollstopfen.
Aber das ist immer noch nicht die ganze Geschichte. Nikotin beeinflusst auch das Verdauungssystem respektive die Peristaltik. Das führt dazu, dass Raucher weniger Kalorien aus der Nahrung aufnehmen als Nichtraucher. Demnach befriedigt der Raucher seine oralen Bedürfnisse, indem er eine Zigarette raucht, anstatt Nüsse oder Schokolade zu essen. Die amerikanische Tabakindustrie hat diesen Fakt genutzt, um die Zigarette Virginia Slims zu vermarkten – eine extra dünne Zigarette, mit einer sehr schlanken Frau auf der Verpackung.
Da Schlankheit in der modernen Gesellschaft einen hohen Stellenwert genießt, sind vor allem Frauen zwischen Rauchen und Gewichtszunahme gefangen. ‘Da Rauchen als auch Übergewicht gefährlich für die Gesundheit sind, entscheide ich mich doch lieber für das gute Aussehen’, scheinen die meisten meiner Freundinnen zu denken. In der Realität ist es jedoch so, dass ein paar Kilo mehr bis zu einem gewissen Punkt sogar gesund wären, während das Rauchen einfach nur schlecht für die Gesundheit ist – selbst dann, wenn es nur zwei Kippen am Tag sind.
Jedes Jahr sterben über 19 000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum. Die Chancen für einen Raucher, früher zu sterben als Mutter Natur es vorgesehen hat, liegen bei 40 Prozent. Das macht Rauchen zu einer der gefährlichsten Dinge überhaupt und die im Zusammenhang stehenden Krankheiten sind alles andere als angenehm, z.B. Lungenkrebs. Aber auch das Risiko an Brust- oder Gebärmutterkrebs zu erkranken ist unter Raucherinnen 60 Prozent höher. Rauchen spielt weiterhin eine große Rolle im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und nicht zu vergessen die COPD – chronisch obstruktive Lungenerkrankungen – wie Emphyseme und Bronchitis, auch als ‘Raucher-Lunge’ bekannt.
Lange Zeit waren vor allem Männer von Lungenkrebs betroffen, aber in den erkranken auch immer mehr Frauen daran. Wanda de Kanter, Pomologin am Rotes Kreuz Hospital in Beverwijk (NL) und Aktivistin gegen die gesamte Tabak-Lobby, fühlt sich jeden Tag aufs Neue ohnmächtig gegenüber der Tatsache, dass Zigaretten mehr Menschenleben fordern als die Medizin jemals retten könnte.
© flickr_Smoke by Steven Duong
‘Frauen sind schlechter in der Lage ihre Körper zu entgiften, unter Umständen wird die DNA schneller beschädigt und Lungenkrebs kann sich bereits in jungen Jahren ausbreiten. Light-Zigaretten machen es noch schlimmer, da diese tiefer inhaliert werden, um das Bedürfnis nach ausreichend Nikotin zu befriedigen. Das führt zur Bildung von besonders tief sitzenden Lungentumoren.’
Rauchen war mal eine Männer-Domäne. Frauen begannen erst in den 70er und 80er Jahren vermehrt zu rauchen. Die Tabakindustrie machte sich die Frauenbewegung zunutze und vermarktete die Zigarette gezielt als sexy Phallus-Symbol. De Kanter: ‘Es hat ungefähr 20 Jahre gedauert bis die ersten Lungenkrebs-Fälle auftraten. Mittlerweile sieht man einen starken Anstieg dieser Erkrankung in der Altersgruppe, die damals mit dem Rauchen anfing. Diese Tendenz wird sich auch in den nächsten Jahren abzeichnen.’
Natürlich ist es bekannt, dass Rauchen Krebs verursachen kann. Möglicherweise seid ihr euch auch über euren schlechten Atem bewusst. (Als Nicht-Raucherin halte ich mir des öfteren die Nase zu, wenn mir ein Raucher nahe kommt.) Ein weiterer unerfreulicher Effekt für Raucher ist frühzeitige Hautalterung sowie das erhöhte Risiko aufgrund von Zahnfleischkrankheiten wie eine zahnlose kleine Oma auszusehen. Und nein, Zahnimplantate sind keine Lösung, weil diese a) teuer sind, b) bei Raucher ebenfalls ausfallen können und c) sich viele Zahnärzte aufgrund der niedrigen Erfolgschancen bei Rauchern sich erst gar nicht die Mühe machen.
Leider richtet die traurige Gewissheit, dass Rauchen lebensbedrohlich ist, nicht viel aus. Nicht mal seitdem es auf die Schachtel gedruckt ist. Sobald man mit dem Rauchen angefangen hat, ist das Aufhören wirklich schwer. Und das nicht aufgrund mangelnder Willenskraft. Alle meine Freundinnen sind starke, erfolgreiche Frauen. Eine Sucht hat aber nichts mit Willenskraft zu tun; es ist eine Krankheit. Das Nikotin übt so tiefgreifende Effekte auf das Gehirn aus, dass es den eigenen Willen manipuliert. Diese chemischen Veränderungen im Hirn sind zudem nicht so schnell rückgängig zu machen. Der populäre Mythos, dass die physische Abhängigkeit von Nikotin bereits nach drei Tagen kuriert und der Rest nur noch ein mentaler Akt sei, ist Nonsens. Während dieser ersten drei Tage erlebt man zwar die schlimmsten Entzugserscheinungen, wie Zittern, Schwitzen und Hautirritationen, die biochemische Abhängigkeit des Gehirns wird einen aber noch monatelang beschäftigen und an die nächste Nikotin-Dosis denken lassen. In diesem Zeitraum ist die Rückfallgefahr am höchsten.
Aber selbst wenn du in dieser Zeit denkst, du schaffst es nie von der Zigarette loskommen, wird doch der Moment kommen, wenn dieses Bedürfnis der Vergangenheit angehört und sich das Gehirn selbst „repariert“ hat. Allerdings wird das länger als drei Tage oder Wochen dauern. Solange du dir dessen aber bewusst ist, kannst du es mit dem Aufhören schaffen. Aus De Kanter’s Sicht ist es natürlich entscheiden, dass junge Menschen gar nicht erst mit dem Rauchen anfangen. ‘Eine Suchtanfälligkeit ist zum Teil erblich. Das macht es für manche Personen noch schwerer, die jeweilige Sucht aufzugeben.’
Obwohl ich selbst niemals geraucht habe, kann ich dennoch verstehen, warum meine Freunde damals zu der ersten Kippe gegriffen haben. Rauchen hat das gewisse Etwas. Werbefiguren wie rauchende Cowboys gehören zwar der Vergangenheit an, ein gewisses Sex-Appeal hängt dem Rauchen aber nach wie vor an. Ganz ehrlich, ich würde es niemals in Betracht ziehen, einen Raucher zu küssen. Nichtsdestotrotz scheint der Typ, der sich ganz nonchalant eine Kippe anzündet viel aufregender als seine nichtrauchenden Kumpels.
Wurde mir etwa durch die HBO-Serie Mad Men, in der die Rauchschwaden direkt aus dem Fernseher zu kommen scheinen, eine Gehirnwäsche verpasst? Für die Raucher-Clique in Amsterdam hat Mad Men den Coolness-Faktor definitv nochmal gesteigert. Aber auch schon vor der Sendung galt Rauchen als interessant, mysteriös, kantig, stand für Freiheit und Abenteuer. De Kanter findet diese Assoziationen gänzlich daneben: ‘Ich werde richtig sauer, wenn ich darüber nachdenke, dass viele Rauchen mit Freiheit verbinden. Wie um Himmels Willen kann eine Zigarette befreiend sein, wenn du doch aufgrund deiner Sucht überhaupt keine andere Wahl mehr hast?’.
Anteil Raucherinnen in den Niederlanden:
Alter 2010 2011 2012
20 – 34 Jahre 29% 24% 28%
35 – 49 Jahre 28% 25% 26%
Anteil der Raucher zwischen 15 -55 Jahren im Jahre 2010:
Niederlande 24%
Deutschland 25 %
Schweden 16%
Frankreich 33%
Anteil der Raucher, die 2010 versucht haben, innerhalb der vorangegangenen 12 Monate mit dem Rauchen aufzuhören:
Niederlande 25%
Deutschland 25%
Schweden 34%
Frankreich 26%
*Mit Stress umzugehen Finde einen für dich passenden Weg mit Stress besser umzugehen, noch bevor du mit dem Rauchen aufhörst, z.B. Mediation oder Yoga. Die meisten Ex-Raucher werden in stressigen Situationen rückfällig, eine Methode auf die du in schwierigen Momenten zurückgreifen kannst, ist hilfreich.
*Ersatztherapie Nikotinfreie Zigaretten, Nikotinpflaster, Nikotinkaugummis, Champix oder andere Medikamente zur Rauchentwöhnung wie Zyban garantieren zwar keinen Erfolg, erhöhen aber die Chancen erfolgreich mit dem Rauchen aufzuhören. Die Krankenkassen übernehmen leider nicht die Kosten für Rauchentwöhnungsmedikamente, die kleine Investition lohnt sich jedoch alle mal. Es ist es wert.
*Vermeide Alkohol Zumindest für die ersten drei Monate sollte auf Alkohol verzichtet werden. Alkohol verführt zum Rauchen und schwächt gleichzeitig Willenskraft und Durchhaltevermögen. Rückfälle bei einer Party oder in einer Bar sind daher eine ernstzunehmende Gefahr.
*Nimm das Aufhören ernst Setze dir eine Deadline, arbeite darauf hin und stelle absolut sicher, dass in deinem zu Hause nirgends Zigaretten versteckt sind. Und niemals, wirklich nie nie, denke ‘nur diese eine Zigarette’. Die kleinste Menge Nikotin reaktiviert die Sucht in vollem Maß, alle Bemühen wären umsonst und du müsstest wieder ganz von vorne beginnen.
*Mehr Sport… … und eine gesunde Ernährungsweise sollten dabei helfen, dass eigene Körpergewicht zu halten. Und keine Panik, falls du doch ein paar Kilo zunehmen solltest, das Gewicht wird sich nach der Umstellung wieder regulieren.
* deutsche Übersetzung von Ruth Labes
Hanny Roskamp is health journalist and chemist. She used to work in a lab that made cosmetics, so she knows all the ins & outs when it comes to ingredients. She works for many Dutch magazines, including Red, Santé and Happinez. Hanny is also the author of the book "Wie Mooi wil zijn moet slim eten" or "Eat smart and look beautiful". She is convinced of the fact that beauty starts on the inside.
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