ManuTeeFaktur: Moderne Teesorten, inspiriert von antiken Rezepten

Ganz versteckt, in einem kleinen Hinterhof nahe dem Paul-Lincke-Ufer, findet man Berlins bestes Tee-Sortiment. Zwischen einem Plattenladen und einer Metall-Werkstatt befindet sich das charismatisch Ziegelsteingebäude, in dem Manu Kumar sein Teelabor hat. Sein Laden nennt sich ‘ManuTeeFaktur’ und versorgt jeden Teeliebhaber mit erlesenen Mischungen und handgefertigten Tees.

Während einem Mittagessen in einem Ayuverdischen Café in Kreuzberg, stieß ich auf meine erste Dose Kahwah Kashmiri Chai (ein Mix aus Rosenblüten, Chaigewürzen und Grünem Tee). Dieser wurde schnell zu meinem morgendlichen Lieblingstee. Natürlich war mein Vorrat bald aufgebraucht und selbst das Café hatte keinen Nachschub für mich. Da ich schon regelrecht an Entzug litt, suchte ich im allwissenden Internet nach einem weiteren Laden, der diesen speziellen Tee führte. Das Schicksal meinte es gut mit mir, denn Manu Kamurs Teeladen, Arbeitsplatz und Labor war nur einen Katzensprung von meiner Wohnung entfernt. Ich wurde schnell zum Stammkunden und probierte immer mehr Sorten aus. Dabei genoss ich die Atmosphäre in seiner Werkstatt, wo er alle Tees per Hand mischt. Es dauerte nicht lange, bis wir uns schließlich auch zum Interview trafen.

Picture by Jim Coad

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Ein internationales Leben, geschmückt mit exotischen Pflanzen

ManuTeeFakur – Teeladen, Labor und seit kurzem auch ein kleines Teehaus namens ‘SecretTeahouse’, ist der tägliche Arbeitsplatz von Manu. Er erklärt hier freudig die gesundheitlichen Vorteil von Oolong-Tee oder auch wieso Rooibus bis oben hin voller Antioxidantien ist. Nebenbei begrüßt sein Hund freudig jeden Kunden, der den Laden betritt. Man hört alle möglichen Sprachen, denn seine Stammkunden kommen aus der ganzen Welt. Manu freut sich über jeden neugierigen Menschen, der über sein Geschäft stolpert und plaudert angeregt mit jedem einzelnen.
Die brausende Atmosphäre ist irgendwo auch ein Spiegelbild von Manus Erziehung und wie er auch sonst immer sein Leben gelebt hat.
Manu: “Kulturell bin ich in Indien groß geworden. War dann im Internat nahe dem Schwarzwald, mitten in den Schweizer Bergen. Studiert habe ich in Sydney, Frankreich, Italien und lebte auch eine Weile in Tokio, bis ich mich schließlich in Berlin niederließ. Mein Leben als Kind war von einer internationalen Atmosphäre geprägt. Meine Eltern empfingen viele Gäste aus der ganzen Welt, die immer mal wieder vorbeikamen.
Da mein Vater Arzt und Internist war, welcher auch Ayuverdische Medizin studiert hatte, und meine Großmutter und Mutter den grünsten Daumen überhaupt hatten, war unser Haus immer bis oben hin voll mit exotischen Blumen und Pflanzen. Als ich noch klein war, lernte ich die Kraft der Natur zu respektieren und erfuhr von antiken Rezepten. Deswegen war es keine Überraschung, dass ich diese Rezepte meiner Kindheit nutzte um meine eigenen Teesorten herzustellen. Auch Zusammensetzungen, die ich durch meine Reisen kennenlernte, inspirieren mich.”

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Picture by Jim Coad

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Picture by Marco Baass

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Von der Krise zum Zitronengras, hin zum Erfolg

Das Mischen von Tees war aber nicht der eigentliche Plan. Manu fing eigentlich als architektonischer Künstler an. Eines seiner bekanntesten Werke, eine Eisenbrücke namens Fata Morgana, erschuf er zusammen mit dem Architekten Tom Heneghan. Das Stück wurde auf der Berliner Museumsinsel errichtet und von Tausenden besichtigt. Nach Jahren des Reisens, während er selbstständig als Architekt arbeitete und Kunst erschuf, fühlte sich Manu ein wenig verloren.
“Ich machte etwas durch, was die meisten wohl als Midlife-Crisis bezeichnen würden. Um dieser zu entfliehen konzentrierte ich mich darauf gesünder zu leben. Ich machte Yoga und ernährte mich bewusst und gesund. Ich suchte auch irgendwo nach einem neuen Lebensweg. Durch meine Reisen kannte ich das beste Essen und die besten Tee dieser Welt. Während ich versucht mein Leben neu zu definieren, bestellte ich in einem kleinen Vietnamesischen Laden den wohl schlechtesten Zitronengras-Tee den ich je gekostet hatte. Er war schrecklich süß und künstlich. Da dachte ich, ‘Ich kann das besser’. Und schließlich war dem so.”
Der aller-schrecklichste Zitronengras-Tee inspirierte Manu seine eigenen Pflanzen zu züchten und zu ernten. Er probierte, kostete und braute seine eigene Mischung, bis er zufrieden war.

Ich lernte nicht Tee zu brauen. Ich trank Tee.

Manu erklärt uns folgendes: “Man braucht nicht besondere Kenntnisse um den besten Tee herzustellen. Es geht darum Tee zu trinken, ihn zu genießen, und den besten Weg zu finden genau das zu tun.”
Es dauerte nicht lange bis Manus Freunde und Kollegen in einem Co-Working-Space in Kreuzberg regelrecht süchtig nach Manus Tees wurden. Sie bestellten sogar vor, wenn Manu mal nicht da war.
“Innerhalb von zweieinhalb Jahren wurde das Brauen von Tee von einem Hobby zu meinem Job. Zuerst sammelte ich meine Zutaten von lokalen Bio-Gärten hier in Berlin, doch bald war die Nachfrage zu groß. Jetzt muss ich sogar manche meiner Bestandteile importieren. Dabei achte ich darauf, dass es immer noch natürliche Produkte sind und die Bauern fair dafür bezahlt werden. Ich kaufe außerdem nur von nachhaltigen Farmen. Am Ende röste, mische und braue ich alles selbst, genau hier in meinem Tee-Labor.”
Für Manut geht es bei einer guten Teemischung nicht nur um den Geschmack oder um die gesundheitlichen Vorteile der verwendeten Pflanzen und Kräuter. “Für ein gutes Produkt müssen auch die Menschen, die es herstellen, ein gutes Leben haben. Jedes Produkt das ich herstelle und verkaufe hat Karma. Und jedes Produkt hat einen fairen Preis. Der Kunde entscheidet am Ende, wer dafür bezahlt.”

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Image by Nicole Walter

Ein regulärer Arbeitstag in Manus Leben beinhaltet nicht nur das Rösten, Mischen und Verkaufen seines Tees. Er arbeitet auch in den Feldern und erntet die Pflanzen, die er später benutzt.
“Mein Vater machte sich erst neulich darüber lustig“, sagt Manu. “Als er ein junger Mann war, musste er in Indien in den Feldern arbeiten um für seine Familie zu sorgen. Er hasste es so sehr, dass er sich schwor für seine Familie ein besseres Leben aufzubauen. Und das tat er indem er Arzt wurde. Jetzt hat er einen Sohn, der die ganze Welt bereist und zwei Uni-Abschlüsse hat. Und nun bin ich in diesen Feldern und schließe diesen Kreis.”
Die Passion und harte Arbeit, die Manu in seine Tees fließen lässt, ist nicht umsonst. Es verging bis jetzt kein Tag an dem ich nicht meine liebste Sorte, den Kahwah Kashmiri Chai, trank. Es stellte sich heraus, dass dieser Tee auf einem Familienrezept der Kumars basiert.
Manus neuestes Projekt ist das Anbauen und Brauen von Kombucha, “einem der heutigen gesündesten Getränke,” fügt er noch an. Diesen Herbst wird Manu einige Kombucha Workshops in seinem Teelabor veranstalten, für alle die dieses Gesundheitselixir selber brauen möchten.
Zum Tee gehört auch immer etwas Süßes. Seit ein paar Wochen kann man im SecretTeaHouse abhängen, Tee trinken und vergane, gluten-freie Köstlichkeiten genießen. Diese stammen von Monica Levy aus Sydney, auch bekannt als TheLoveBiteGirl. Hier findet man mich öfters. Nach dem Fitnessstudio gönne ich mir gerne etwas. Und vielleicht finde ich auch da die nächste Sorte, die mir durch die kalten Wintertage hilft.

Ihr Finder die ManuTeeFaktur hier:
Paul-Lincke-Ufer 44A
2.Hof / Aufgang A
10999 Berlin-Kreuzberg
Für mehr Infos zu Manus Werkstatt, Labor, dem Kombucha Workshop und dem SecretTeaHouse, schaut hier nach: ManuTeeFaktur site.

Deutsche Übersetzung von Anna Glenn

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