Kosmetiktaschen von Carolyna sind nicht nur schön fürs Auge, sondern auch gut für das Gewissen. Die schönen Beauty-Bags verbinden Upcycling und Nachhaltigkeit mit den Design-Ansprüchen für LOHAS.
Als ich die Makeup-Taschen von Carolyna auf Amazingy entdeckte, war ich sofort Feuer und Flamme. Die Fischhäute, die an Schlangenleder erinnern, die sanften Pastellfarben und die querlaufenden Stoffbahnen begeisterten mich. Ich nahm Kontakt zu Designerin Carolyn Berckemeyer auf und war überrascht, was sich für eine interessante, nachhaltige Story hinter den einzigartigen Taschen befindet.
Carolyn wollte eigentlich nur die perfekten Cowboy-Stiefel in Miniserie produzieren lassen. Ihre HappyCowBoots sollten im schlichten 80er-Cowgirl-Design sein, aber vor allem aus natur- und tierfreundlichem Leder gefertigt sein. Doch da fing das Problem an. Die Berlinerin musste lange nach dem richtigen Leder suchen, doch dann stieß sie auf den Uria-Hof am Rande der Schwäbischen Alb, wo Nutztiere artgerecht gehalten und deren Häute rein vegetabil gegerbt werden.
Kaum fündig geworden, stand Carolyn vor dem nächsten (Nachhaltigkeits)-Problem. Was tun mit den Lederresten? Um wertvolle Abfälle zu vermeiden, begann sie daraus Taschen und Clutches nach ihren eigenen Vorstellungen zu nähen. „Da Tiere nicht eckig sind, arbeite ich die ungeraden Ränder ein“, erklärt sie die ungewöhnlichen, schräg verlaufenden Stoffbahnen, die der Tasche eine Zweifarbigkeit verleihen.
Carolyna: Handmade bags from sustainable materials
Ihre Taschen werden dadurch in jedem Sinne einzigartig. Nicht nur, weil jede Tasche von ihr hangenäht wird und jeder Lederrest anders ist, sondern weil die Nähte nicht gerade, sondern eher organisch verlaufen. “Klar, die Form polarisiert”, gesteht Carolyn. “Die einen mögen und verstehen es, andere wiederum gar nicht.” Das beginne im eigenen Freundeskreis und höre beim Kunden auf, sagt sie weiter.
Wenn Carolyn über ihr Leder spricht, kommt sie ins Schwärmen. Uria ist ein Familienbetrieb – in jedem Sinne, denn auch die Rinder leben hier im Familienverband, also mit Bullen und Kälbern zusammen und sterben auch in der Herde – geschossen von Uria-Gründer Ernst Hermann Maier. Geschlachtet wird dann auf dem Hof, wobei die Schlachtung von Kälbern grundsätzlich abgelehnt wird.
Das zweite, sehr häufig von ihr verwendete Material ist Lachsleder von der Firma Salmon Leather. Die Fische stammen hierbei von einer Naturland-zertifizierten Bio-Lachsfarm in Irland. “Lachsleder ist besonders dünn, robust, reißfest, langlebig und hat zudem einen geringen Abrieb”, erklärt Carolyn. Die Häute werden vegetabil gegerbt, also ohne Chrom und andere Schwermetalle. Außerdem werden sie hydrophobiert, dadurch erhalten sie ihren natürlichen Look und Haptik und bekommen ein wasserabweisendes Finish, das sie vor Flüssigkeiten und Schmutz schützt.
Carolyna: The Pure Nanai leather makeup bag
Carolyna Clutch Rock’n Roses
Aber es gibt auch Taschen aus Upcycling-Materialien. Teilweise schenkt sie wunderschöne Stoffe von Trödelmärkten oder von Humana ein zweites Leben, eine weitere Quelle sind Ethno-Stoffe, die sie von einer Kooperative in Guatemala bekommen hat oder sie holt sich einfach tolle Reste von Berliner Polstereien. Trotz aller Umsicht ist sich die junge Designerin ihrer Begrenztheit durchaus bewusst. “Nachhaltige Produkte herzustellen, ist meine absolute Inspiration und Motivation”, sagt sie. Was sie produziere und hinterlasse, sei ihr wichtig. Doch natürlich weiß sie, dass ihre Produkte auch angreifbar sind. Fragen wie: ’Warum überhaupt Leder und nicht vegane Produkte?’ oder ‘Upcycling-Stoffe stammen letztendlich doch auch aus der Massenproduktionen?’, kennt sie zur genüge. “Ich biete nur etwas an, worüber ich mir Gedanken gemacht habe”, sagt sie und betont ihren ‘individuellen Nachhaltigkeits-Filter’. Mit Kritik geht sie offen um.
Ich mache alles transparent und verwende nur, was ich selber vertreten kann, alles andere würde mir schwer fallen.
Jede Tasche wird von der gelernten Kommunikationswissenschaftlerin selbst genäht. “Etwas mit den Händen zu fertigen ist für mich ein wahrer Gewinn”, sagt sie. Ihre Taschen sind vielseitig einsetzbar: Makeup-Bag, Reise-Beutel oder Ausgeh-Clutch.
Für das neue Jahr plant sie Clutches aus Bio Canvas, gefärbt von Driftwood Fashion herzustellen. “Die färben ihre Stoffe von Hand mit Pflanzen, Wurzeln und Knollen”, sagt sie begeistert. “Deren Arbeitsplatz erinnert an eine Hexenküche, denn die Stoffe werden wirklich noch in große Töpfen eingelegt und dann gekocht.” Die ersten Stoffe sind gerade fertig und – so viel kann sie schon verraten – es wird auf jeden Fall viel Indigo geben. Außerdem sollen endlich ihre HappyCowBoots in Kleinserie in Europa produziert werden. Und sie wünscht dem Uria-Hof viel Zuspruch bei ihrem Kampf. “Die führen einen beherzten bürokratischen Kampf mit den Behörden, um weiterhin Tiere in Freiland halten und schlachten zu dürfen”, erklärt sie und legt jedem Interessierten das Buch ‘Der Rinderflüsterer’ von Uria-Gründer Ernst Hermann Maier ans Herz.
Tina Molin ist die Neugierde in Person. Daher kaum verwunderlich, dass sie Journalistin geworden ist und nun ihr Leben damit verbringen darf, Menschen Löcher in den Bauch zu fragen. Wenn sie nicht bei Amazingy nachhaltige Brands und innovative Persönlichkeiten porträtiert, schreibt sie an einem Fantasy Romane und bastelt an Mix-Tapes für ihr DJ-Projekt New Glitz on the Block. Sie liebt Glitzer-Makeup und Pandas (übrigens wie ihrer kleine Tochter) und tritt stets mutig zu Selbstversuchen wie ‚No Poo’ und ‚Aluminiumfreies Deo’ an.
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